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III
Abmachungen gegründete Anzeige verfehlte ihre Wirkung nicht. Am 29. Juli 1653 wurde
die Absetzung Basils ausgesprochen und die Wahl Stefans genehmigt.
Mit walachifchen und siebenbürgischen Truppen brach Stefan auf, um den Fürsten-
stuhl einzunehmen. Der geschlagene Basil zog sich in die Festung Chotiu zurück, um von
den Kozaken und Tataren Hilfstruppen heranzuziehen; sein Eidam Timotheus schloß sich
mit der fürstlichen Familie in der Festung Snczawa ein, wo er eine dreimonatliche
Belagerung aushielt. Auf Räkoczys Verlangen kamen den Belagerern auch die Polen
zn Hilfe, welche mit Chmelnitzki eben in Fehde waren. Nachdem Timotheus auf der
Suczawer Burg durch eine polnische Kugel den Tod gesunden, ergab sich die Festung
am 9. Oetober 1653. Die Kozaken zogen ab, in den Händen der Sieger Basils Familie
nnd seine in der Burg aufbewahrten Schätze lassend. Als Basil mit den geworbenen
Truppen zum Entsätze von Snczawa heranrückte, war bereits alles verloren. Arglos folgte
er dann einer Einladung des Tatarenchans, der ihn mit Hilfstruppen versehen hatte, jetzt
aber gefangen nahm und nach Constantinopel schickte. In den Siebenthürmen endete der
unglückliche Fürst, der nach höheren Zielen für seines Volkes Dasein und Gesittung gestrebt.
Basils kozakische Hilfstruppen haben sich während ihres Aufenthaltes im Lande
dnrch die Plünderung der Bnkowiner Klöster Dragomirua, Hnmor und Putna berüchtigt
gemacht. Namentlich das von seinem Stifter Stefan dem Großen reich ausgestattete
Kloster Putna, aus dessen Bleidach Timotheus Kugeln gießen ließ, wurde von ihnen in
geradezu vandalischer Weise zerstört und ausgeplündert, so daß nachher die Kirche
umgebaut werden mußte, doch nicht so kunstvoll wie zuvor.
Basil Lupul ist der letzte moldauische Fürst der Bukowina, dessen Regierung von
Bedeutung war. Es folgte eine Zeit wirrer Regierungswechsel und jähen politischen
Verfalls. Neben der türkischen Willkürherrschaft behauptete sich noch der polnische Einfluß
als der mächtigste, bis er nach dem Karlowitzer Frieden dem aufsteigenden russischen
weichen mußte.
Während der polmsch-türkischen Kriege von 1672 bis 1699 hatte das Land durch
polnische und türkische Trnppen, welche es öfters durchzogen und theilweise besetzten, viel
zu leiden. Die Wojwoden waren gezwungen, den Türken Heeresfolge zu leisten, und als im
Jahre 1673 der Wojwode Stefan Petrieeien (Stifter der Klosterkirche von St .
Onnf r i bei Sereth, 1673) zu den Polen übergieng, nahmen die Türken dafür furchtbar
Rache. Auch die Polen, welche in die Moldau einrückten und das Land als türkisches Gebiet
behandelten, ließen es an Verheerungen nicht fehlen. Snczawa, das in diesem langwierigen
Kriege zum letzteumale als ein wichtiger fester Punkt erscheint, wnrde im Jahre 1675,
nachdem es zwei Jahre von polnischen Truppen besetzt gewesen war, bei dem Abzüge
der Besatzung ein Raub der Flammen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch