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waren in beiden Fürstentümern russisch gesinnt. Entscheidend für diese Wendung war,
nebst dem Passarowitzer Frieden, die auf dem Niemierower Congreß (1737) beobachtete
Haltung in Betreff der Fürsteuthümer. Die österreichischen Bevollmächtigten forderten
nämlich die Vorrückung der Grenze in der Walachei bis an die Dimbovitza und die
Abtretung der Moldan bis zum Pruth, was eine weitere Zertheilung bedeutete. Dagegen
protestirten die russischen Bevollmächtigten und verlangten die Anerkennung der Moldau
und Walachei als unabhängige Fürstenthümer unter russischem Proteetorat. Der Gegen-
satz zwischen beiden Mächten trat hier in seiner Schärfe zum erstenmale hervor. Der Krieg,
den Österreich diesmal im Bunde mit Rußland führte, fiel sehr ungleich für die Verbündeten
aus, indem er Österreich den unglücklichen Belgrader Frieden mit der Rückabtretuug der
kleinen Walachei, Rußland aber nur Vortheile brachte.
Die in die Moldau zu Begiuu des Krieges durch den Oitos-Paß und über Cämpuliing
eingerückten österreichischen Truppen konnten sich im Lande nicht behaupten und mußten
sich auf die Besetzung der Grenze und auf gelegentliche Streifzüge beschränken. Unvergleich-
lich größere Erfolge erzielten hierauf die Russen im Jahre 1739. Feldmarschall Münuich
überschritt den Dniestr in der Bukowina und brachte am 28. August den Türken bei
Staueeni eine so entscheidende Niederlage bei, daß sie sich bis Bender zurückzogen.
Zwei Tage später ergab sich Chotin dem Sieger. Münnich drang hierauf ohne Widerstand
bis Jassy vor und nahm hier am 16. September die Huldigung der Bojaren und Bischöfe
entgegen. Ein wichtiger Punkt der Unterwerfungsbedingungen war, daß in dem unter
russischen Schutz sich begebenden Fürstenthume weder Russen, noch Griechen oder andere
Fremde Staatsämter sollen bekleiden dürfen.
Wie im Karlowitzer Frieden die Ansprüche der Polen, so hat Österreich diesmal
durch den in Eile geschlossenen Separatfrieden von Belgrad die Absichten der Russen auf
die Moldau zu hintertreiben gewußt. Rußland sah sich genöthigt, ebenfalls Frieden zu
schließen und das schon so gut wie angeeignete Land zu räumen. So verblieb das Fürsten-
thnm nach wie vor unter türkischer Oberherrschaft.
Der russisch-türkische Krieg von 1768 bis 1774 brachte die Russen wieder in die
Bukowina. Nach einem mißlungenen Versuch auf Chotin im März 1769 überschritt die
russische Hauptarmee unter Fürsten Galizin Anfangs Juli zum zweitenmal den Dniestr lind
rückte um den Bnkowiner Wald (zwischen Dniestr und Pruth) bei Ezeruowitz vorbei gegen
Chotin vor, wo sie im Rücken des türkischen Heeres erschien. Ins Lager von Chotin kam
bald eine moldanische Deputation, welche die Russen als Befreier begrüßte und das
Land dem russischen Schutze empfahl. Nach der Einnahme von Chotin und seinem feier-
lichen Einzüge in Jassy nahm der commandirende General Baron Elmpt am 26. und
27. September (a. St.) die Huldigung der Bevölkerung entgegen und das Land im Namen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch