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auch die schon regulirte Strecke zwischen dem Sereth und der Suezawa als nicht ganz
berichtigt erklärte. Jetzt gab Österreich insoweit nach, daß es sich mit Rohatyn als östlichstem
Grenzpunkt am Dniestr begnügen wollte und auch seine in Preworodek stehenden
Besatzungstruppen bis dahin zurückzog. Und als auch damit noch keine Einigung zu
erreichen war, nahm es, um das Abgrenzungsgeschäft nicht zu gefährden, in der Convention
vom 12. Mai 1776 eine vom Bnkowiner Walde nach Onuth gezogene Linie als Grenze
im Nordosten an, wogegen es als Ersatz für das zurückgestellte Land die Gemarkungen
von neun Dörfern zwischen dem Prnth und dem Rakitnabach erhielt. Schließlich willigte
es am 2. Juli 1776 zu Palamutka auch in die Herausgabe der zwischen dem Sereth und
der Suezawa gelegenen Enclave.
Bei den Verhandlungen mit der Pforte hatte sich die Nothwendigkeit herausgestellt,
den in Anspruch genommenen District von dem Lande, zu welchem er bis dahin gehört,
genau zu unterscheiden. Was lag nun näher, als jenen Namen festzuhalten, der, wie Oberst
von Seeger in seiner zur Begründung der österreichischen Ansprüche verfaßten historischen
Skizze nachgewiesen, für diesen Theil der Moldau längst gebräuchlich war und auch dessen
Beschaffenheit am deutlichsten zum Ausdruck brachte? Bukowina heißt Buchenwald,
auch Buchenland. Dieser Name verdrängte seit September 1774 alle übrigen Bezeichnungen
und wurde schon im November 1775 als die „wahre Benennung" des neuerworbenen
Landes angesehen.
Nach allen ans der Zeit der Besitzergreifung stammenden Berichten war die
Bukowina damals größtentheils mit Wald bedeckt. Sie war darum auch äußerst schwach
bevölkert. Auf den 10.456 Quadratkilometern, die das Land umfaßt, wohnten nicht mehr
als ungefähr 12.000 bis 15.000 Familien oder 60.000 bis 70.000 Personen, also etwa
ein Neuntel der heutigen Bevölkerung. Die Ortschaften, selbst die Städte (Czernowitz,
Sereth und Suezawa) nicht ausgenommen, waren über alle Maßen elend; die Häuser
waren mit wenigen Ausnahmen aus Holz erbaut, hatten zumeist nur eine Stnbe und
lagen weit auseinander.
Der Nationalität nach gehörte die Mehrzahl der Bewohner dem rumänischen
Bolksstamme an. Nur im Russisch-Kimpoluuger Bezirke (heute Gerichts-Bezirke Wiznitz und
Putilla) und am Dniestr saßen fast ausschließlich Rutheuen. Außerdem gab es in Suezawa
eine ziemlich starke Gemeinde von orientalischen Armeniern und im ganzen Lande zerstreut
Juden und Zigeuner. Anch eine deutsche Ansiedelung war schon vorhanden: das von dem
russischen Münzpächter Freiherrn von Gartenberg (russisch Sadagnrski) im Jahre 1770
gegründete Sadagöra. Die Rumänen bekannten sich sämmtlich zur griechisch-nichtunirten
Kirche. Dieser Kirche hingen aus Mangel an eigenen Priestern auch die vordem griechisch-
katholischen Rnthenen an. Die Deutschen waren evangelisch.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch