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Übertragung der Reliquien mit dem Aufenthalte des Kaisers in Suezawa in die engste
Verbindung gebracht. Die kaiserliche Entschließung darüber war bereits im Herbste 1781
erflossen, der Vollzug des Befehles ist aber erst nach langen Verhandlungen und nach
sieghafter Überwindung der Bedenken möglich geworden, welche in ermüdendem Streite
von Seite der Basilianer, des griechisch-katholischen Bischofs in Lemberg und der
galizifchen Landesregierung erhoben worden waren.
Die Kaiserreise im Jahre 1786 brachte dem Lande eine überraschende Wendung.
Von Borgo-Prund kommend und die neue kühne Chaussee durch den Borgoer Paß
benützend, überschritt Kaiser Joseph am 24. Juli die siebenbürgisch-bukowinische Grenze,
weilte am 25. in Suezawa, am 26. in Czernowitz, und setzte seine Reise am 27. Juli nach
Lemberg fort. Am 6. August 1786 richtete er von dort aus jene zwei folgenschweren
Handschreiben an den Präsidenten des Hofkriegsrathes und den Obersten Hofkanzler,
welche das Schicksal der Bukowina für ein halbes Jahrhundert bestimmten. In diesen
Handschreiben verfügte der Kaiser die Vereinigung der Bukowina mit Galizien,
dem sie als ein Kreis angegliedert werden sollte. Es war dies eine Entscheidung, die auf
die dauernde Opposition aller maßgebenden Gesellschaftsclassen des Landes stoßen mußte,
die nicht aufhörten, eine autonome Stellung ihres Vaterlandes anzustreben, eine Entschei-
dung, die im schroffsten Gegensatze zu den klugen Rathschlägen des weitblickenden Grafen
Blümegen stand, auch im stärksten Widerspruch mit der früheren Entschließung des Kaisers
(20. Mai 1781), in dessen Jdeenkreise die conseqnente Durchführung dieses Gedankens
nicht gelegen war. Er habe beschlossen — sagt der Kaiser in den erwähnten Handschreiben
— „die Bukowina mit Galizien zu vereinigen und solche sowohl in publico-poMieis als
LameraUbus und ^ustieialibus dem ?vlitieo vollkommen zu übergeben".
Damit hatte die Militär-Administration, die zwölf Jahre hindurch segenbringend
im Lande gewaltet, ihr Ende erreicht. General Enzenberg erhielt eine neue Mission. „Ich
will" entschied der Kaiser „dem General Enzenberg, da er solche (die Administration) bisher
zu Meiner Zufriedenheit besorget hat, hievor eine Remuneration und respective einen
Übersiedlnngs-Beytrag von 6000 Gulden ohne allen Abzug hiemit augedeyhen lassen, und
demselben die vacante Brigade der beyden Wallachischen Gränz-Regimenter in Sieben-
bürgen anvertrauen". Wenige Monate früher, ehe diese für das Land schicksalsschwere
Entscheidung getroffen wnrde, hat Freiherr von Enzenberg einen Hauptbericht an den Hof-
kriegsrath (25. Februar 1786) gesendet, der in lebensvollen Zügen ein Bild von den
Zuständen des Landes entrollt und die großen Fortschritte schildert, die dasselbe unter
dem Walten der Militär-Administration zurückgelegt. Er weist zunächst auf die steigende
Bevölkerungsziffer hin, die sich seit der Occupatio» mehr als verdoppelte. In gleichem
Maße habe das Einkommen des Staates aus den Steuern und Abgaben sich gemehrt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch