Page - 142 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20
Image of the Page - 142 -
Text of the Page - 142 -
142
leitung des griechisch-orientalischen Consistoriums gestellt und der griechisch-orientalische
Religionsfond wnrde in höherem Maße, als es durch die Allerhöchste Entschließung vom
18. December 1820 geschehen war, zur Erhaltung der Volksschulen herangezogen. Und
dennoch zählte das Land im Jahre 1850 nnr 50 Volksschulen!
Gegenüber dem düsteren Bilde, das uns das Volksschulwesen bis zum Jahre 1850
bietet, erscheint die Entwicklung der theologischen Cultur in der griechisch-orien-
talischen Kirche als wohlthuende Lichtseite. Für diese hat der geistliche Reguliruugs-
plan vom 29. April 1786, an dessen Zustandekommen der edelgeartete Bischof Dosithen,
der Administrator des Landes und die Centralregiernng gleich rühmlichen Antheil haben,
eine feste und glückliche Grundlage gebildet. Darin war auch für die Ausbildung des
Ekerns Fürsorge getroffen und die Errichtung einer Elericalschnle angeordnet. Treffend
ist im Eingange des Regnlirungsplanes gesagt: „Die Fähigkeit der Elerisei, ihre
Glaubensgenossen in den Pflichten der Religion zu unterrichten, setzt ihre selbsteigene
Bildung voraus, da nichts der Religion mehr Glanz verschafft und ihren Lehren einen
größeren Nachdruck gibt, als wenn der äußere Wandel derjenigen, welche an dem Altare
stehen, von innerer Überzeugung einen Beweis ablegt."
Nach längeren Verhandlungen wurde diese Elericalschule im Sommer 1786 in
Suczawa eröffnet. Die einzige Lehrkanzel, die man zunächst systemisirte, wurde dem
Klostervicar aus der Bacser Diöcese, Daniel Wlachowicz, anvertraut, den der Metropolit
von Karlowitz entsendet hatte, weil im Lande selbst keine geeignete Lehrkraft hiefür
gefunden werden konnte. Es war anfänglich ungemein schwer, junge Männer für diese
neue Schule zu gewinnen. Im ersten Jahre waren nur sieben Eandidaten eingeschrieben,
trotzdem sich der Bischof mit allem Eifer für eine bessere Frequenz einsetzte. Seiner That-
kraft und unermüdlichen Sorge war es zu danken, daß die Frequenz allmälig stieg und
bereits im Jahre 1788 die Zahl der jungen Cteriker sich auf 33 belief. Daraus ergab sich
die erfreuliche Nothwendigkeit, neue Lehrkräfte an die Elericalschnle heranzuziehen. Noch im
Jahre 1788 erscheinen an der Seite Wlachowicz' zwei Hilfslehrer und die ursprünglich
nur eiuclassige Priesterschule wurde im Herbste des genannten Jahres in eine dreiclassige
umgestaltet.
Als nach dem Tode Dosithen's (2. Februar 1789) Danie l Wlachowicz, der erste
Lehrer der Priesterschule, zum Bischof ernannt wurde, verlegte er die Schule nach Ezeruo-
witz und wies ihr eine Heimstätte in der bischöflichen Residenz an. Die Zahl der Schüler
in der jungen Pflanzstätte war in stetem Wachsen begriffen, im Jahre 1804 zählte sie
bereits 141 Zöglinge. Sie war ja die einzige höhere Lehranstalt im Lande und wurde
nicht nur von Eandidaten des Priesterstandes, sondern auch von anderen lernbegierigen
Jünglingen besucht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch