Page - 228 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20
Image of the Page - 228 -
Text of the Page - 228 -
228
nicht ertrinken, und am Tage der Paliea (21. Juli a. St.), auf daß Rinder und Schafe
vor jeder Krankheit und vor wilden Thieren verschont bleiben.
Am heiligen Kreuzerhöhungstage (äiüa erucu, 14./26. September) werden nicht
nur von sachkundigen alten Weibern, sondern fast von allen Frauen verschiedene
heilbringende Kräuter im Blumengarten, auf Wiesen und Feldern und im Walde gesammelt,
getrocknet und für unvorhergesehene Krankheitsfälle in Bereitschaft gehalten. Sie wählen
dazu diesen Tag nicht nur, weil um diese Zeit die Kräuter ihre Reife bereits erreicht
haben, sondern auch weil sie glauben, daß, sowie Jesus Christus durch seinen Tod am
Kreuze seinen heilbringenden Lehren über die Erlösung der Menschheit Anerkennung und
Geltung verschafft habe, ebenso auch das Fest der Kreuzerhöhung den Kräuter« eine
größere Heilkraft für den Körper des Menschen verleiht.
Zum Schlüsse seien noch der Vorabend des heiligen Andreas (8ünt-^iuZroa, säntul
^nckiei) und der Tag des heiligen Nikolaus (Län-^ieouiu, sänlul ^iculai) erwähnt.
Sobald die Sonne untergeht und es dunkel wird, werden am Vorabende des heiligen
Andreas (29. November a. St.) die Thürpfosten und die Gesimse der Häuser und der land-
wirthschaftlichen Gebäude sowie die Thore der Viehhöfe mit Knoblauch eingerieben, weil
durch den Knoblauchgeruch nicht nur die bösen und unreinen Geister, wie die Sti-iKele,
LtriAmi, A-lorou, von dem Hause und dessen Inwohnern ferne gehalten werdeil, sondern
auch die Wölfe, die um diese Zeit die Viehhöfe heimzusuchen pflegen.
Der heilige Nikolaus (6./18. December) wird als Beschützer und Helfer der
fleißigen und sittsamen Kinder, insbesondere der Waisen verehrt. Von ihm heißt es, daß
er den gesitteten Kindern Geschenke während der Nacht durch das Fenster ins Zimmer
werfe und den armen, braven Mädchen die Mitgift spende. Auch glaubt man, daß er,
wenn er die Flüsse brückenlos (das ist nicht gefroren) findet, dieselben durch das Schütteln
seines Bartes (durch Schnee und Frost) überbrücke, und daß er die Brücken zerstöre, wenn
er sie antrifft: „Länlul I^iculai Zsi scuturä barda si kuce punti, cänä nu le xäseste, si
le strieä canck le utla".
Die Rnthenen.
Die Ruthenen bewohnen den Norden des Landes; ihre Zahl beträgt (die Huzulen
mit circa 30.000 eingerechnet) 268.000; sie zerfallen in zwei, zwar nahe verwandte, aber
doch durch charakteristische Merkmale ausgezeichnete Gruppen: in die Flachlandrnthenen,
welche sich selbst ,kiusnak«z« nennen, und die wir im Nachfolgenden schlechthin als
Rnthenen bezeichnen wollen, und in die Gebirgsrnthenen oder Huzulen.
Das Volksleben der Rnthenen, welche den Norden unserer Provinz in compacter
Masse, und zwar die Gegenden am Prnth, Dniestr und am unteren Lauf des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch