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Drei bis fünf Wochen lang, während welcher die gesetzlichen Aufgebote in der Kirche
verkündigt werden, dauern die vielfachen Vorbereitungen zur Hochzeitsfeier. Da werden
die Häuser der Brautleute getüncht, Geschenke eingekauft, Speisen und Getränke herbei-
geschafft, zu deren Besorgung eine Bäuerin als „Köchin" (kuek.irka, 2apic?na babka)
bestimmt wird. Nachdem auch die Musikanten für die Hochzeitsfeier, welche sowohl bei der
Braut, als auch beim Bräutigam abgesondert begangen wird, gemiethet sind, wird an die
Besetzung der zahlreichen Hochzeitsämter geschritten. Außer dem „Starosten" und dessen
Zeugen werden auch der Brautvater (bat'kc») und die Brautmut ter (inatka) aus den
Angesehensten der Familie gewählt/ Zu Braut führern (druöba) werden gewöhnlich einer
oder zwei Busenfreunde des Bräutigams bestimmt; zwei Freundinnen der Braut erhalten
das Amt der Brautmädchen (ärutki). Lustige Weiber (s^vas^ki) besorgen die Unter-
haltung bei der Hochzeitsfeier durch ihren Gesang und ein kleines Mädchen
wird zur Lichtträgerin bestimmt. Der endlich ist ein Knabe, welcher den
Einzug in das Haus der Braut beschließt und „Bojaren" sind bekannte Burschen, welche
Braut und Bräutigam sich für die Hochzeitsfeier zur Suite auserwählen.
Die Hochzeitsfeier <>vesW). Die ruthenische Hochzeitsfeier währt in der Regel
drei bis vier Tage und besteht ans: 1. dem Vortage der Hochzeit (^avvöäenx). 2. dem
eigentlichen Hochzeitstage (shub), 3. dem sogenannten „Nachtrnnk" (proph) und
4. der Lachfröhlichkeit (smiMx).
Am Vortage der Hochzeit wird in beiden Gehöften, hier für die
Braut, dort für den Bräutigam, der Hochzeitsschmuck in feierlicher Weise hergestellt. Für
die Braut wird nämlich aus mit Flittergold überzogenen Jmmergrünblättern svinca minor)
entweder ein bloßes Band zusammengenäht und dies auf dem .kalpalc« am Kopfe
angebracht, oder — so in der Czeremoszgegend, wo sonst kein Kalpak üblich ist — aus
Immergrün, Flittergold, Bändern, Silbermünzen und Knoblauch ein kronenförmiger
Kopfpntz hergestellt, unter welchen Rautenblätter zu stehen kommen. Zwei Weiber, die noch
mit ihren ersten Männern leben, müssen diesen Kopfputz nähen, bei welcher Arbeit sie
folgendes Lied anstimmen:
„Segne Gott Vater und Mutter mit ihnen ! In der Truhe barg ich dich,
Euerem Kinde den Kranz zu beginnen. Jetzt muß ich dich räumen,
Mütterchen, reich' die Nadel und den Seidenfaden, Und mein Leid beweinen."
Daß ich drei Blätter Immergrün „Mög' der Wald stets neu erblühen,
Dem Bräutchen näh' zum Kopfkranz." Der dies Kräutchen uns geliehen,
„Ach du Kranz aus Immergrün, Das im Winter nie erfroren,
In der Stadt kauft' ich dich, Sommers auch nicht thut verdorren,
' Im Kotzmaner und Dniestrgebiete wählt der Bräutigam den bat'ko, die Braut die matka; im Wiznitzer Bezirke findet
das Entgegengesetzte statt, ja sehr selten sind auch zwei Männer oder zwei Weiber TrauungSzeugen.
Bukowina. in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch