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Und nun erwartet man bei froher Unterhaltung die Ankunft des jungen Mannes.
Dieser aber ist ungeduldig uud läßt inzwischen, nachdem sich die Gäste mit Speise und
Trank gestärkt, die Vorbereitungen zur Abfahrt um die Braut treffen. Dieser Zug findet
gewöhnlich gegen Abend mit festlichem Gepränge statt. An der Spitze schreitet der
Bräutigam mit seinen Genossen und der Musik einher; hinter ihm fahren einige Wagen,
anf dem ersten die Brautmutter, die „sn'ltevvlia* uud die ,svvas?lii". Hierauf folgen
die anderen Hochzeitsgäste, deren Zahl schon beim „slovvo-Trinken" bestimmt wurde uud
welche stets eine ungerade sein muß, so daß bei der Rückkehr mit der Braut die Zahl gerade
wird. Gelangt der Festzug vor die Wohnung der Braut, so wird der Schwiegersohn
mit Brot und Salz empfangen.
Doch bleibt der junge Mann vorläufig noch vor dem Thore mit seinen Begleitern
stehen und sendet den Werber und den Brautführer als Parlamentäre in das Innere des
Hauses. Der erstere überreicht der Braut im Namen des Bräutigams einen Kuchen mit
Flittergold verziert und kauft die Braut von den Brautjungfrauen los. Die Braut nimmt
den Kuchen, bekreuzt sich uud schaut durch das Loch desselben, indem sie sich nach allen
vier Weltgegenden wendet, worauf sie für den Bräutigam einen gleichen Kuchen als
Gegengeschenk übergibt. Sobald uuu die Brautführer herbeikommen, so wird von Gästen
das Lied angestimmt:
„Ach ein großes Leid zieht dnrch's Immergrün.
Falken kommen schon geflogen
Ans dem fernen Erdenbogen:
Schwalben, müsset euch erhebe»,
Falken diesen Platz vergeben."
Die Brautmädchen aber, welche bei Tische sitzen, verspotten die Brautführer
und fingen:
„Ach, ein großes Leid zieht dnrch's Immergrün.
Dort am Himmel Mond so helle.
Hier schön Brautführer zur Stelle;
In die Tasche wird er langen
Uns mit seinem Gelde sangen."
Die Brautführer müssen so lange Kleingeld in einen Teller werfen, bis die Braut-
mädchen zufriedengestellt sind, worauf diese sich von den Plätzen erheben, die sie bis dahin
neben der Braut eingenommen hatten.
Und nun nähert sich der Bräutigam mit seinen Gästen der Hausthür; an der Spitze
des Zuges der Werber mit dem Bäumchen und der Brautführer. Auf der Schwelle steht
der Vater der Brant, ,s^vat° genannt, mit der Branntweinflasche in der Hand. „Gnten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch