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Tag, s^vat" ruft diesem der „staroste" zu, worauf die Antwort erfolgt: „Gebe Euch Gott
Gesundheit." Darauf frägt der Werber: „Wohin führt unser Weg ins Haus?" Der Haus-
wirth zeigt ihm zunächst eine falsche Richtung; erst wenn diese Frage zum dritten Male
wiederholt wird, während welcher Zeit alle mit Branntwein bewirthet werden, und vor
dem Hause tanzen, kann der Bräutigam seinen Einzug iu's Haus halten.' Alle fassen sich
nun bei den Händen und ziehen unter Gesängen in die Hütte ein. Der „sturost*, dessen
Mantel bereits mit einem bunten Tüchel oder einem weißen Handtuche, welches er sich
rings um den Oberleib bindet, geschmückt wurde, entfernt das mit Federn geschmückte
Bäumchen der Braut von dem Tische, uud setzt dafür das Bäumchen des Bräutigams hin;
dann geht er dreimal um den Tisch, wobei ihm alle Ankömmlinge folgen. Die Braut weint
indessen Abschiedsthränen, den Kopf über die vor ihr stehenden Kuchen gesenkt; so oft jedoch
der Bräutigam während des Umzuges an ihr vorbeigeht, hebt er ihr gleichsam zum Troste
den Kopf mit einem Tüchlein empor. Ist der dreimalige Umzug beendet, so setzt sich der
Bräutigam zur Liukeu der Braut am Ehrenplatze nieder und sucht gleichzeitig einen Zipfel
des Pelzes der Braut unter sich zu bringen, um in der Folge sein Weib zu beherrschen.
Links vom Bräutigam setzt sich der Brautführer, nunmehr mit drei Tücheln geschmückt,
deren eines ihm die Braut, die zwei anderen die Brautmädchen spendeten. Neben dem
Brautführer haben der Brautvater und die Brautmutter ihren Sitz; auch diese wurden von
der Braut mit Tücheln oder mit Handtüchern beschenkt. Hinter dem Brautpaare aber steht
die .svvitevvka," und leuchtet über den Häuptern des Paares mit jenen zwei Kerzen,
welche die Brautzeugen bei der Trauung gehalten hatten. Weiterhin nach rechts und links
vertheilen sich um den Tisch herum die angesehensten Hochzeitsgäste je nach Rang und
Alter und werden gastlich bewirthet. Nach dem Mahle zieht der Brautvater jenes Stück
feiner Leinwand, welches der Bräutigam tagsvvrher überschickt hatte, hervor und gibt
dasselbe dem älteren Bruder der Braut, von dem der Bräutigam die Schwester vorerst
etwa nni ein Federmesser loskaufen mußte. Derselbe hebt dieses Tüchel (genannt rnnwck
oder pokr)'n-ulo) auf zwei Stäbchen und läßt dasselbe auf den Kopf der Brant nieder-
gleiten, durch welchen Vorgang sie schon zum Weibe eingekleidet worden ist. Jm Kotzmaner
Bezirke erfolgt jetzt die Beschenknng der Anverwandten des Bräutigams.
Nachdem man sich noch bei fröhlichem Tanze ergötzt, wird endlich zum Aufbruch
gemahnt. Nun wird die große Kiste (ski-Mm), welche das bewegliche Eigenthum der
jungen Frau (cküestrx) — Wäsche und Kleidungsstücke — enthält, auf jenen Wagen
gehoben, auf welchem die Brautmutter, die , Li tewka" und die sitzen. Der
Bräutigam gibt noch der Braut zum Zeichen seiner Herrschaft über sie auf den mit einem
Polster bedeckten Rücken drei Schläge mit einer Ruthe, setzt sich mit ihr auf den ersten
' Besonders im Czeremoszthale gebräuchlich.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch