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Fest Erscheinung Christi (^viäorsxi, ^oräan Jänner a. St., 18. Jänner
n. St.^). Am Vorabende dieses Festes zieht ein Bursch in Begleitung von einigen Sängern
als „Matanka" (verderbt aus „heilige Melania", deren Gedächtnißseier auf diesen Tag
fällt) verkleidet, im Dorfe umher und ahmt in possirlicher Weise die Thätigkeit einer
Hausfrau nach, wobei gesungen wird:
„He, Wirth, Du mein lieber Wirthe,
Laß' herein nur die Malanka.
Unsre Matanka ist 'ne Wirthin,
Sie kann tünchen, sie kann waschen.
„Unsere Malanka weidete Enten,
Sieben Paar Stiefel trug sie hiebei;
Bis sie alle hat getränket.
Hat sie sieben Paar Stiefel vertragen;
Bis sie alle hat eingetrieben.
Hat sie sieben Paar Stiefel zertreten.
Unsre Malanka ist vom Dniestr,
Sie trank stets nur Dniestrwasser,
Hat am Stein die Füße gewaschen, Schüssel steh'n dort unter Bänken,
Sind bewachsen schon mit Grase;
Töpse wieder sind zu sehen,
Ganz bewachsen schon mit Unkraut."
Ihr feines Fürtuch naß gemacht.
Wehe Wind, du so gewaltig.
Trockne das gar feine Fürtuch;
Wehe Wind, du längs der Straße,
Weh' zu unserer Malanka;
Wehe Wind, so mir nichts, dir nichts,
Trockne das Fürtuch, wie Mohn, wie Mohn.
Wehe Wind, du aus Zalucze,
Trockne das Fürtuch, wie Fußfetzen."
Am Vorabende des „Jordanfestes" wird ebenso wie zu Weihnachten der Familien-
tisch gedeckt und, nachdem jeder Hausgenosse etwas Weihwasser getrunken hat, das Festmahl
genossen. Wird es dunkel, so kommen die Dorfknaben und singen folgendes Lied:
„Schön' guten Abend am heil'gen Abend.
Ist denn zu Hause der Herr Wirthe?
Diener sagen, er sei nicht zu Hause
Doch ich weiß es, er ist zu Hause,
Setzet sich am Tischesende,
Angethan mit großem Pelze;
Doch im Pelze ist ein Täschchen, Dort im Täschchen sind hundert Goldfüchse,
Diesem, jenem schenkt er je einen;
Für uns Knaben je ein Brotlaib,
Für euch Mädchen je ein Kränzchen,
Für euch Greise je einen Kuchen,
Für euch Mütterchen je eine Ruthe,
Und nun leb' wohl, du Herr Wirthe."
Am Festtage selbst findet an einem fließenden Wasser die kirchliche Wasserweihe statt.
Das Volk entzündet während derselben Zündschwämme und für jede Familie wird ein am
unteren Ende in Basiliumkraut gefülltes und mit einem Tüchel umwickeltes dickes Wachs-
licht (tri^ea) geweiht. Sobald der Priester die Wasserweihe beendet hat, ruft die versammelte
Volksmenge: ^vo«ja, Ferel^soin«.! Vierzehn Tage nach dem Jordanfeste darf in
den Bächen und Flüssen keine Wäsche gewaschen werden, weil das Wasser geweiht ist.
Christi Darstellung (s t r i te i^e s2. Februar a. St., 14. Februar n. St.)). An
diesem Tage, sagt der Volksglaube, ist die Gottesmutter in die Kirche gegangen, um das
l Dies bedeutet: „Jordan-Wasser, küpls ZXemo,!"
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch