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Reinigungsgebet zu hören und findet nach der Meinung der Landleute die Begegnung
zwischen Winter und Sommer statt. Auch werden an diesem Festtage die Jordanslichter
(trhc?), welche bis dahin in der Kirche deponirt waren, nach Hause abgeholt, um sie hier
während eines Gewitters als Schutz gegen dasselbe anzuzünden. Mit dem an diesem Tage
getrockneten Rinderkothe werden diejenigen, die an den Ohren erkrankt sind, geräuchert.
Mar i ä Verkündigung (dIali<ZMis?c2ei^'e ^25. März a. St., 6. April n. St.^).
An diesem Feste wird das Stroh, mit welchem zu Weihnachten die Krippe nachgeahmt
wurde und mit dem nachher die Obstbäume zum Schutze gegen die Kälte oder die Raupen
umwunden wurden, verbrannt und die Überreste werden in fließendes Wasser geworfen.
Eine Bauernregel sagt: „Wie das Wetter an diesem Tage ist, ebenso wird es auch am
Ostersonntage sein." Wer an diesem Festtage die Gluckhenne zum Brüten ansetzt, dem
werden Küchlein mit zwei Köpfen ausgebrütet werden.
Weiße Woche (bi!e^ t^^clen oder masn^ea) und Ostersasten (tio^vir^e
oder pist). Die letzte Woche vor Beginn des Osterfastens heißt „weiße Woche"
(bite^ t^äen); während derselben wird kein Fleisch mehr, wohl aber noch Milch und Käse
genossen, weshalb auch der Name „fette Woche" (masn^en.). In dieser und in der auf
dieselbe folgenden Woche des großen Fastens darf weder gesponnen noch gewoben werden,
sonst bilden sich in der Milch und im Käse Würmer. In der ersten Fastenwoche aber darf
nicht gesponnen werden, „weil der heilige Theodor im Winkel steht". Deshalb werden in
dieser Woche alle Winkel rein geputzt und gefegt.
Die Charwoche (nslxke^ oder s t ras tny j t)^6en). Am Mittwoch der Char-
woche, im Volksmunde auch „der schwarze Mittwoch" genannt, darf Niemand in ein neues
Haus einziehen, weil dies ein Unglückstag ist. Am Gründonnerstage (2yvm<^ c?etvvsi-Z
baden die Landleute in Bächen, um vor Hautkrankheiten geschützt zu sein. Dieser Donnerstag
heißt deshalb weil, als Christus starb, der Sperling 27^!" gerufen
haben soll. Am Charsamstage werden die Schalen der Eier, welche zur Bereitung des
Osterbrotes verwendet werden, in die Bäche und Flüsse geworfen, um in ein fernes Land
zu fließen, wo die Rachmanen (Wesen, die halb Mensch, halb Fisch sind) wohnen. Bis die
Eierschalen dahin gelangt sind, werden sie wieder zu Eiern und in ein solches Ei theilen sich
zwölsRachmanen. Dies soll alljährlich am Mittwoch der vierten Woche nach Ostern geschehen,
weshalb dieser Tag im Volke .i-uckinanskH genannt wird. Am Charsamstage
oder Gründonnerstage wird auch der .Dick- (Alte), das ist ein Haufen Stroh verbrannt,
um die Ohnmacht des Winters und den Einzug des Frühlings zu feiern.
D a s Osterfest (VVktvk äen). An diesem größten aller Feste, werden früh morgens
bei der Kirche die Osterbrote (paski), Würste, Käse, Fleisch, Speck, Kren, Knoblauch, sowie
geschälte Eier und färbige Ostereier (pesunki) geweiht. Nach dem Gottesdienste eilt alles
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch