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Zauberei (c-arinnMwv). Die gefürchtetsten Zauberinnen im ruthenischen Volke
sind die Hexen (v»Z'mz?), welche bei Ausübung ihrer Zauberwerke und bei ihren geselligen
Zusammenkünften mit aufgelöstem Haare umhergehen und in der Rechten eine Schaufel
(topata) oder einen Besen (mittu), in der Linken aber einen Milchkübel (ckisn^eu) tragen,
welcher mit der fremden Kühen abgenommenen Milch gefüllt ist. Um Mitternacht vor dem
St. Georgstage kommen die Hexen je zwölf und zwölf auf den Grenzhügeln (mok?!y) der
Dörfer zusammen, tanzen dort und spielen mit Feuer (St. Elmsfeuer). Will man daher
die Kühe vor dem Zauber dieser bösen Weiber schützen, so streut man am Vorabende des
St. Georgstages um die Kuh Mohn oder Mehl und spricht dazu: „Erst wenn Du diesen
Mohn (Mehl) aufgeklaubt haben wirst, sollst Du meiner Kuh N. N. die Milch nehmen."
Ist trotzdem eine Kuh verzaubert worden und zwar in der Art, daß ihr das Euter blut-
rünstig, oder daß sie milcharm wird, so nimmt die Bauernfrau einen Strick uud schleift
denselben am Morgen des St. Georgstages im Thau umher. Der Strick wird sodann
zerstückelt und mit Salz gemischt der Kuh auf das Futter gestreut. Der Zauber schwindet,
sobald die Kuh davon gefressen hat.
Zauberinneu (eiurivn^ei) im engeren Sinne des Wortes sind junge Frauen
oder Mädchen, welche junge Burschen mit ihren Glutaugen, mit Kräutern und geheimen
Liebestränken an sich fesseln und ihre Opfer in Verzweiflung und Tod treiben. Hieran
erinnert das bekannte Spinnstubenlied: „Gehe nicht, Hryciu, in Spinnstubenzusammen-
künfte !c."
Befprecher und Besprecherinnen (pi-ymiwuek, pi^mi^vnxeu) werden solche
Männer und Weiber genannt, welche Menschen und Thiere durch geheimnißvolle Mittel
von Krankheiten und Übeln befreien. Die Besprechungsformeln gegen die Krankheiten zu
erfahren ist sehr schwer; doch ist es mir gelungen, einige derselben kennen zu lernen. Hier
zwei Beispiele:
Durch neun Tage murmelt die Besprechen» gegen Magenkrämpfe Folgendes:
„Festgesogen haben sich die Krämpfe Um das Blut zu trinken;
Zur Zeit des Neumonds Aber hinweg in die finsteren Berge,
So schmerzend, so stechend, In die Tiefe des Meeres,
Das Blut aussaugend,
Früh und Abends,
Mittags nnd um Mitternacht.
Ich fordere Euch zurück.
Ich rufe Euch hinweg
Sieben und Siebzigmal.
Hier möget Ihr nicht weilen.
Um den Leib zu schwächen, In den gelben Flugsand,
In den Koth und Moorgrund!
Doch diesen gereinigten.
Getauften Kuecht Gottes N. N.
Möget Ihr lassen
Gesund,
Wohlauf!"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch