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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20
Page - 300 -
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300 Viehzucht oder suchen als Maurer und Zimmerleute in der Bukowina sowie in Rumänien Verdienst; die Sachsen und Zipser dagegen leben, seit in den meisten Werken die Arbeit eingestellt ist, theils vom Fuhrwerk, theils von der Flößerei. Den sichersten Erwerb haben jene Colonisten, welche in der Nähe der Städte und Märkte wohnen, weil sie diese fast ausschließend mit den Erzeugnissen ihrer Wirthschaft zu verproviautiren Pflegen. Nach Czernowitz kann man jeden Morgen ganze Karawanen von „Schwäbinnen", die vollen Milch- und Gemüsekörbe auf den Köpfen, leichtere Dinge in den Händen tragend, trotz Regen und Stnrm, trotz Glatteis und Schneeverwehungen ziehen sehen. Obschon von ihrer ursprünglichen Heimat weit entfernt und inmitten einer anders- gläubigen und fremdsprachigen Bevölkerung lebend, haben die Bnkowiner Deutschen dennoch ihren Charakter treu bewahrt. Sie sind wahr und offen, gutmüthig und teil- nahmsvoll geblieben und kennen weder Unduldsamkeit noch Nationalitätenhaß. Ihrem friedlichen, ja freundschaftlichen Verkehr mit den Nachbarn kommt auch der Umstand sehr zu statten, daß sie frühzeitig beflissen waren, sich die verschiedenartigen Idiome des Landes eigen zu machen. Leider hat der häufige Gebrauch mehrerer fremden Sprachen die üble Folge, daß in ihre eigene Sprache, die unter dem Einflüsse von Schule, Kirche und Verwaltung das Dialektmäßige abstreift und sich nicht mehr allzusehr von der Schrift- sprache unterscheidet, immer mehr fremdartige Ausdrücke und Formen eindringen. Die Landbevölkerung ist im allgemeinen ziemlich gleich gekleidet. Nur bei den Zipseru macht sich, und zwar auch nur an Werktagen eine Besonderheit bemerkbar. Diese tragen, während der Schwabe und Deutschböhme mit Mütze, Speuser, breiten Zeughosen und Röhrenstiefeln angethan, seiner Beschäftigung nachgeht, runde schmalkrämpige Filz- hüte, enganliegende, oben durch einen Gurt zusammengehaltene grauweiße Wollhosen und Opintschen. Die Sonntagstracht besteht überall in einer schwarzen oder dunkel- blauen Tuchjacke, in einem Beinkleid aus grauem Tuch, iu einer Weste aus Halbseide und einer schwarztnchenen Kappe. Im Winter tritt an die Stelle der Kappe eine runde schildlose Pelzmütze, an Stelle des Spenfers ein dunkelgrauer Pelz von mittlerer Länge. Die Mädchen und Frauen tragen im Sommer kurze, faltenreiche dunkelblaue oder rothe, stets getupfte Perkalkleider. Der Kopf ist entweder (nur bei den Mädchen) bloß oder mit einem geblümten Tuch bedeckt, das rückwärts in zwei ansehnlichen Maschen endigt. Im Winter greift wie bei dem männlichen Geschlechte der Wollstoff platz. Zum guten Tone gehört, daß der junge Bursche am Sonntage die Spitzen eines buntfarbigen Tuches aus den Taschen niederhängen, das Mädchen einen Blumenstrauß in den Händen sehen läßt. Der Deutsche der Bukowina ist keineswegs vergnügungssüchtig; aber er hat doch seine Freuden und Zerstreuungen, denen er sich mindestens an Sonn- und Feiertagen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Volume 20
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Bukowina
Volume
20
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1899
Language
German
License
PD
Size
15.14 x 21.77 cm
Pages
546
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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