Page - 397 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20
Image of the Page - 397 -
Text of the Page - 397 -
397
serbischer Könige und Erzbischöfe von dem serbischen Panegyriker Daniel (gestorben 1338)
und seinen Fortsetzern, wie vorhandene Inschriften bezeugen, aus dem Umwege über die
Bukowina dorthin gekommen, und trifft dies auch bei der, in der Ausgabe des <Üoäex
Llovenieus reruin Frsmmatiearum vom Akademiker V. Jagic verwertheten Abschrift
eines grammatischen Tractats, worin ein Auszug aus dem großen Werke des bekannten
südslavischen Gelehrten aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts, Konstantin aus
Kostenetz vorliegt, zu.
Schon im XIII. Jahrhundert wurde der erste und im XV. der weitere, etwas ernster
gemeinte Versuch einer Einigung zwischen der griechisch-orientalischen und der römisch-
katholischen Kirche gemacht, zunächst aber, wie bekannt ist, ohne Erfolg. Der Gedanke
selbst wurde jedoch nicht mehr aufgegeben und begann im XVI. Jahrhundert unter ungleich
günstigeren Voraussetzungen auf dem enger begrenzten Gebiete der westrussischen Kirche
greifbare Gestalt anzunehmen. Ganz glatt und ohne einen sehr erheblichen Widerstand
seitens der hiezu berufenen Faetoren verlief indeß die Angelegenheit anch jetzt nicht. Es
entbrannte zuvor noch eine heftige, von beiden Seiten mit vieler Leidenschaft geführte
kirchliche Fehde, die, so beklagenswerth sie auch von einem anderen Gesichtspunkte aus sein
mag, in literarhistorischer Beziehung immerhin den Vortheil hatte, daß sie die Gemüther
aufrüttelte und der älteren russischen Literatur wenigstens theilweise einen actuelleu, aus
der unmittelbaren Gegenwart und den factisch vorhandenen kirchlichen und nationalen
Gegensätzen geschöpften Inhalt verlieh. Bei dem regen geschäftlichen, politischen nnd
geistigen Verkehre, der zwischen der damaligen Moldau und den westrussischen Antheilen
des gewesenen polnisch-lithauischen Reiches bestand, konnte es nun nicht ausbleiben, daß,
gleichwie jene kirchliche Fehde, so auch die sie begleitende Literatur auch hierzulande einen
lebhaften Wiederhall weckte. Man las und commeutirte in den schriftkundigen Gesellschafts-
kreisen der damaligen Moldau eifrigst sowohl die für als namentlich auch die gegen die
Union gerichteten Tractate und Bücher und stellte sich aus leichtbegreiflichen Beweggründen,
zumal Fürst und Bewohner sich zum griechischen Glauben bekannten, auf die Seite
derjenigen, die die Union bekämpften. Und während die moldauischen Hospodare und ihre
Großen ihren Glaubensgenossen in Polen zum Zwecke der Erhaltung ihrer Kirchen,
Brüderschaften und Druckereien mit bedeutenden Geldspenden, die Hospodare überdies
durch Bitten und Vorstellungen bei den polnischen Königen und Senatoren zu Hilfe eilten,
gewährten ihnen die moldauischen Klöster ihrerseits ansgiebige moralische Unterstützung.
In den moldauischen und insbesondere in den in der heutigen Bukowina gelegenen
Klöstern suchten und fanden die Verfechter des orthodoxen Standpunktes nicht selten auch
die ihnen nothwendigen literarischen Behelfe. So ist es beispielsweise Thatsache, daß einer
der hervorragendsten, jedenfalls aber der gelehrtesten und fachlichsten Verfechter dieses
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch