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figürlichen Bemalung an derselben. Ein breiter Zugang zn dem Schlosse war auch hinter
der Kapelle angeordnet; ein Nebenausgang führte an der Westseite in die Bachschlucht
herab. Im Jahre 1895 wurde die wissenschaftliche Durchforschung des Schlosses
eingeleitet, die bereits sehr interessante Ergebnisse lieferte.
Sowohl über die Begründung des nun ruinenhaften Fürstenschlosses, als auch
über dessen Untergang fehlen vorderhand sichere Nachrichten. Vielleicht bestand hier schon
früher eine vom Deutschen Ritterorden, möglicherweise von den Johannitern errichtete
Befestigung, oder doch wohl eine Wallburg. Der Wojwode Peter Muszat, der die
Residenz von Sereth nach Suczawa verlegte, ließ gewiß bedeutende Veränderungen
und Erweiterungen an dem etwa vorhandenen Bau vornehmen. Unter Alexander dem
Guten, der dem Fürstenthume Moldau die erste staatliche Form gab, wird das Schloß
der Hauptsache nach vollendet gewesen sein. Die Sage erzählt nämlich von ungeheueren
Schätzen, welche der Fürst in den unterirdischen, weitverzweigten Gewölben des Schlosses
verbarg. Zu seiner Zeit, das ist am Beginne des XV. Jahrhunderts, stand Suczawa
bereits in hoher Blüte und die Stadt erweiterte sich fortwährend infolge neuer An-
siedelungen. Fürst Alexander brachte auch die Gebeine des heiligen Johannes Novi
in die alte Metropolitaukirche und machte hiedurch Suczawa zu einem noch heute berühmten
Wallfahrtsorte.
Auch in späterer Zeit wurden noch Bauveränderungen am Fürstenschlosse vor-
genommen, so namentlich durch Stephan den Großen, der unter anderen auch gefangene
Tataren für die Arbeiten verwendete, während er in der Urkunde vom 31. August 1458,
mittelst welcher er dem Dorfe Burginestie gewisse Freiheiten ertheilte, die Einwohner
gleichzeitig von der „Frohnde bei der Burg Suczawa" loszählte. Auch Peter Raresz ließ im
zweiten Viertel des XVI. Jahrhunderts das Schloß verstärken, der Wojwode Johann oder
Heraklides aber dasselbe einige Decennien später „nach Art der deutschen Ritterburgen"
umbauen und einen Thurm errichten, der auf einer Steintafel seinen Namen trug.
Weitere Anhaltspunkte zur Bestimmung der Bauphasen am Fürstenschlosse lassen
sich durch den Vergleich der Constructiouen und des Baumaterials mit der Ausführungsart
der Mirautzerkirche gewinnen, der es wahrscheinlich macht, daß der Baubeginn für beide
Denkmale zusammenfällt. Die genannte Kirche soll aber von Dragosz selbst, oder bald
nach ihm von Juga, dem Vorgänger Alexanders, im letzten Decennium des XIV. Jahr-
hunderts errichtet worden sein.
Durch seine Stärke hielt man das Schloß für uneinnehmbar und es wurde deshalb
fort und fort von den Wojwoden als sichere, namentlich unter Peter Raresz und
Basil Lupul bestgefüllte Schatzkammer benützt. Es verlor seine Bedeutung auch dann
nicht, als nach der Mitte des XVI. Jahrhunderts der Wojwode Alexander Lapusznean
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch