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der Bibel, erscheinen die Figuren der zahlreichen Heiligen nnd die Bilder aus der
religiösen Geschichte nebeneinander gereiht, oft nur durch einen Strich oder ein schmales,
oruamentirtes Band von einander getrennt. Die kleinste Fläche der Wand sowohl, als der
Wölbungen, ja auch alle Fenster- und Thürlaibungen treten in den Dienst dieser Kunst,
welche die Gesimsungen mehr und mehr verdrängt. In moldauisch-byzantinischen Kirchen
werden bald auch die Außenflächen in die Malerei mit einbezogen, um für weitere Dar-
stellungen Raum zu gewinnen. Derart erscheint anch noch der Klosterhof, beziehungsweise
die Umgebung der Kirche als geheiligter Ort gekennzeichnet und der Blick, den der Mönch
ans seiner einsamen Zelle durchs Fenster wirft, entrückt ihn nicht seinen beschaulichen
Betrachtungen. Die Aneinanderreihung der passend gewählten Felder erfolgt hier, wie im
Innern, ohne besondere Rücksichtnahme auf architektonische Gliederungen, selbst nicht auf
Strebepfeiler oder Fensteröffnungen.
Die Tafelmalerei beschränkt sich, mit Ausnahme einer Anzahl kleinerer, auf dem
Proskynitarion abwechselnd aufzulegender Festtagsbilder, etlicher Gemälde in Speisesälen,
sowie Porträts und dergleichen, auf die Ikonostasen, an welchen neben der Schnitzkunst
vorwiegend die Malerei — diese allerdings auch hier ziemlich in Masse — vertreten ist.
Die meist anf Holzplatten hergestellten, oft mit Goldgrund versehenen Bilder, werden hier,
der Vorschrift gemäß, in zwei Haupt- und drei Nebenreihen, welche durch einen paffenden
architektonischen Aufbau gebildet werden, übereinander angeordnet. Den Sockel zieren
gewöhnlich vier Darstellungen aus dem alten Testamente; über demselben, in der ersten
Hauptreihe von unten nach oben gerechnet, sind die vier sogenannten Hauptbilder,
Christus, Maria und die Kirchenpatrone darstellend, zn sehen, während in gleicher Höhe
die Felder der zwei Seiten- oder Diakonsthüren Engelgestalten, jene der mittleren oder
Königsthüre aber die Verkündigung Mariens enthalten. Über dieser letzteren Thiir bemerkt
man das sogenannte Schweißtuch der Veronika (das heilige Mandilion) nnd darüber, in
der zweiten Nebenreihe, das heilige Abendmahl. Im Übrigen enthält diese Reihe die zwölf
wichtigsten Jahresfeste, über denen, in der zweiten Hauptreihe, die Gestalten der zwölf
Apostel und, in der obersten Nebenreihe, Brustbilder der zwölf Propheten angebracht sind.
Über dem Abendmahl befindet sich das große Gemälde Christus auf dem Throne, darüber
der heilige Geist, ferner Gott Vater und darüber, als Bekrönung der Jkonoftasis, ein
verziertes Kreuz mit dem Bilde des sterbenden Heilandes, zu dessen beiden Seiten endlich
die Heiligen Maria und Johannes. Die Wandmalereien treten als eine nothwendige
Ergänzung hinzu, so daß die gesammte malerische Ausschmückung als eine harmonische
Verkörperung der kirchlichen Gedankenkreise gelten kann. Hoch oben, im Fond der Kuppel,
thront Jesus Christus, der Pautokrator oder Allmächtige, umgeben von den Chören der
Engel, Propheten nnd den in den vier Gewölbezwickeln dargestellten Evangelisten,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch