Page - 485 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20
Image of the Page - 485 -
Text of the Page - 485 -
485
dieser wirthschaftliche Nebenzweig wird von größeren, kleineren und kleinsten Grundbesitzern,
vornehmlich von den Frauen gepflegt, die auf schöne, fleißig Eier legende Hühner viel
halten. Am allgemeinsten ist das polnische Huhn, es kommen aber auch Cochin und andere
Racen theils rein, theils bastardirt vielfach vor. Da die Hühner vorwiegend mit Mais
gefüttert werden, so haben sie ein zartes schmackhaftes Fleisch und ist der Consum an
Hühnern, da sie nie hoch im Preise stehen, in den Städten ein sehr beträchtlicher; außer
den Hühnern werden ans größeren Wirthschaften auch in größerer Menge und zum
Handel Truthühner gezüchtet, während die israelitische Bevölkerung sich mit der Zucht
von Gänsen, für deren Fleisch und Fett sie ein Hauptkonsument ist, befaßt.
Die Production an Fischen ist, obgleich das Land 25.000 Hektar Wasserfläche an
Flüssen, Bächen, Teichen und Sümpfen besitzt, eine so minimale, daß durch sie nicht
einmal der Localbedars gedeckt werden kann und Fische vielfach aus Galizien und aus
Rumänien (Donau-Karpfen) importirt werden. In allerjüngster Zeit wurde eine Anstalt
für künstliche Fischzucht und Musterteichwirthschaft auf der Religionsfondsdomäne Kotzman
errichtet und ist die Errichtung von Brut- und Aufzuchtanstalten für Forellen und
Salmoniden in den demselben Fonde gehörigen Gebirgswässern im Zuge.
Horstwirthschaft.
Zur Zeit der Erwerbung der Bukowina durch Österreich (im Jahre 1774) bildeten
daselbst die Wälder einen fast zusammenhängenden Complex und wurde derselbe blos durch
die in den Thalsohlen und in dem Flachlande befindlichen Äcker und Wiesengründe und
durch die ausgedehnten Sümpfe unterbrochen. Eine genaue Angabe über das Waldflächen-
ausmaß jener Zeit fehlt. Erst die Katastralvermessung vom Jahre 1820 constatirte, daß
sich das Waldland mit 487.770 Hektar bezifferte. Die im Jahre 1854 durchgeführte
Katastralvermessung ermittelte damals eine Waldfläche von 451.195 Hektar. Daraus ist
ersichtlich, daß die ursprüngliche Waldfläche im Laufe der Jahre mit zunehmender
Bevölkerung und dem Bedürfnisse, Agriculturlaud zu gewinnen, allmälig eine Verminderung
um 36.542 Hektar erfahren hat.
Da die Bevölkerung in früheren Zeiten sich hauptsächlich mit der Viehzucht
beschäftigte, war deren Bestreben dahin gerichtet, ausgedehnte Weiden zu schaffen und ist
es diesem Umstände zuzuschreiben, daß durch das Niederbrennen der Waldungen in den
Gebirgsgegenden des gegenwärtigen Kimpolnnger, Radautzer und WiMtzer Bezirkes
umfangreiche Weideflächen (polonini) geschaffen wurden. An der Vernichtung der
Waldungen zu jener Zeit haben nicht nur die Grundherren selbst, sondern auch die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch