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Vom Bistritzthale zieht die Niedere Tatra, die Wasserscheide zwischen der Waag
und Gran, als ununterbrochene Bergkette nach Osten; ihr Grat sinkt auf der ganzen Linie
nicht unter 1500 Meter, einzelne Gipset erheben sich sogar über 2000 Meter. Ihre den
kalten Winden ausgesetzte Nordseite ist mit Nadelwald, die von wärmeren Luftströmen
berührten südlichen Abhänge sind mit Eichen- und Buchenwäldern bedeckt. Allein selbst
auf dieser Seite sind die Dörfer spärlich, und ihre arme Bevölkerung lebt von Schäferei
und der Verarbeitung der Waldprodnete. In ihren nördlichen, besonders den mittleren
Theilen gibt es keine Straßen. Auch im westlichen Theile stehen blos die Thäler von
Liptsch, Mosöd und Hedel miteinander und, über Szelese, mit der Landstraße in Ver-
bindung. Im Liptscher Thale ist eine große ärarische Sägemühle in Thätigkeit. Dem
Jeezenye-Bache entlang führt eine Commnnalstraße ins Gebirge nach Savanyukut
(Sauerbrunn) am Fuße des Prasiva-Berges; sie stammt noch aus der Zeit, als es hier
noch Bergbau und Fabriksthätigkeit gab. Im Jahre 1851 wurde durch den Prasiva-Berg
ein Tunnel gegen Liptan hin geführt, um die Zufuhr des für den Bergbau erforderlichen
Holzes zu erleichtern. Jetzt ist der Tunnel im Einsturz begriffen, da der Bergbau sowohl
hier, als in Hedel aufgehört hat. Auf dem Hradistye bei Hedel, bei Mezököz, Szträzsa
und auf dem einzelnen Steilberge Hradißkö im Engthale bei Räßtö, nördlich von Perhät
lPriechod) sieht man alte Burgruinen. Von den Ortschaften der Umgebung können
gar viele ihren Ursprung noch hinter das XIV. Jahrhundert zurückführen. So wird
Jeczenye schon im Jahre 1250 erwähnt. Früher stand da eine Holzkirche, die, gleich
der zu Mosöd, zu den interessantesten alten Banten gehörte. In Jeczenye, Mosöd und Hedel
gibt es auch Mineralquellen.
Der bis zum Jeczenyeer Thale reichende Abschnitt der Niederen Tatra ist niedriger
und erscheint daher gleichsam als Vorstufe zu ihr; er heißt auch Prasiva-Gruppe, nach
seinem höchsten Gipfel, dem Prasiva, der durch seinen Reichthum an seltenen Pflanzen
berühmt ist. Seine letzten südlichen Ausläufer senken sich mit eultivirteu Hügeln in das
Granthal hinab. Seine Naturschönheiten sind selbst in diesem Abschnitt mitunter über-
raschend.
Eine hervorragende Sehenswürdigkeit des Granthales und zugleich ein packendes
Detail des Landschaftsbildes ist die Burg Liptsch (Zölyom-Lipese), auf ihrem 375 Meter
hohen, mit laubreichen Buchen und Buschwerk bedeckten Berge. Schon die Ärpäden weilten
wiederholt in dieser Gegend, nach dem Tode Andreas' III. legte Matthäus Csak seine
Hand daranf, und nach seiner Niederlage bei Rozgony fiel die Burg an Karl Robert.
Später war sie Besitzthnm der Königin Elisabeth, Witwe Alberts, und kam durch sie an
Giskra, der sie, nachdem er Matthias I. gehuldigt, von diesem sammt der Sohler Herr-
schaft geschenkt bekam. Ihr nächster Herr war Johann Eorvin, nach dessen Tode sie an die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch