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Die von der Polana abzweigenden und dem linken Ufer des Ocsova-Baches entlang
ziehenden niedrigen Gebirgszweige schwellen zu einer wohlbebauten hügeligen Strecke ab,
in deren südlichem Theile ein Hügel die Burg Vegles, den Verwaltungssitz der gleich-
namigen Herrschaft, trägt. Sie wird schon 1299 erwähnt, dann kam sie in königlichen
Besitz und wurde befestigt. Schon Ludwig der Große weilte hier; an ihn erinnert noch
mancherlei Lilienornament, das erhalten geblieben. Sigismnnd datirte dreimal Urkunden
von Vegles und schenkte es 1424 der Königin Barbara. Dann gehörte es der Königin
Elisabeth, die es zunächst dem Reinprecht von Ebersdorf gab. In den späteren Wirren
nahm es Giskra an sich und behielt es als Donation Matthias' I. bis an seinen Tod.
Nach der Niederlage bei Mohäcs gehörte es Stesau Räskay, dann Stefan Dobö,
dann Ladislans Zelemery und seinen Brüdern. In einem der Bnrgthürme liest man
noch jetzt die Inschrift: ,4-ackisIaris cke kleiner prveuruvit ^.nno Oomini NOI^XVI.-
Dann ging es an Johann Balassa über. Die Türkengefahr erforderte die Verstärkung der
Burg, und der Gesetzartikel 27:1578 verfügte, daß das Liptauer Comitat bei der
Befestigung von Vegles 12 Tage Hand- und Fuhrwerksdienst zu leisten habe. Im
Jahre 1578 wurde angesichts seiner Mauern mit den Türken gekämpft; 1605, als die
Schaaren Bocskays es besetzten, war es schon Cameralbesitzthnm. 1690 fiel es an die
Esterhäzy. 1682 war es, sammt Sohl, von Tököly besetzt; im Aufstaude Franz Raköczis II.
aber wurde es 1703 von Beresenyi genommen und blieb sieben Jahre lang in Knruczen-
händen. Eine besondere Merkwürdigkeit der Burg ist die Räumlichkeit der jetzigen Kapelle.
Sie war einst ein großartiger Rittersaal, dessen auch bereits in dem Aufsatze: „Baudenk-
mäler Oberungarns" (Bd. V) Erwähnung geschehen. Vegles ist eine der schönstgelegenen
Burgen Ungarns. Es steht in stattlicher Höhe auf der nördlichen Zinne des steilen
Burgberges, von wo sich eine herrliche Aussicht nach Südosten öffnet. Der prächtige
Park zieht sich zwischen den Basteimanern bis an die unten vorbeihastende Eisenbahn
hinab. Der jetzige Besitzer ist Herr Nikolaus Kiss von Nemesker.
Längs der Gran liegen die drei Städte des Eomitats: Bries, Neusohl und Altsohl,
alle drei in lieblicher Umgebung.
Bries (Breznöbanya), an beiden Ufern der Gran, hat seine alten städtischen
Vorrechte im Jahre 1380 von König Ludwig dem Großen erhalten. Ferdinand III.
erhob es 1655 zur königlichen Freistadt. In seiner starken Umwallnng erhoben sich
fünf Thorthürme. Jetzt ist es ein recht hübsches Städtchen mit geordnetem Magistrat
und 4000 Einwohnern, darunter vielen Gewerbetreibenden. Es ist Sitz eines Stuhl-
richters und eines Bezirksgerichtes. Das Piaristengymuasium ist nach 1850 eingegangen;
jetzt gibt es staatliche Bürgerschulen für Knaben und für Mädchen und eine Gewerbeschule
niederer Ordnung. In der umfangreichen Gemarkung der Stadt wird viel Vieh- und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch