Page - 52 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Volume 21
Image of the Page - 52 -
Text of the Page - 52 -
50
auch Königsberg der Königin Barbara. 1433 wird es durch die böhmischen Tabo-
riten, 1442 durch die Polen geplündert, 1564 von den Türken besetzt, die dann, als
sie bei Zsarnöeza geschlagen sind, in ihrer Erbitterung die Stadt plünderten, einäscherten
und von den in die Grube geflüchteteu Einwohnern etwa 500 im Rauche von Stroh
und anderen Brennstoffen erstickten, ebenso viele aber in die Knechtschaft schleppten.
1645 wird die Stadt von Pestilenz verheert, die in drei Monaten 1.200 Menschen
hinwegrafft. Durch all diese Schläge verlor sie ihren von den sächsischen Kolonisten über-
kommenen deutschen Charakter und wurde durch die neuen Einwanderer ganz slovakisch.
1664 wird sie wieder von den Türken genommen, die die Kirche in einen Stall verwan-
deln; erst 1725 ersteht sie wieder aus ihren Trümmern, ohne jedoch die ursprüngliche
gothische Form zurückzuerhalten. In der Türkenzeit war auch der Bergbau eingestellt,
der nur im Jahre 1635 für etliche Jahre neu belebt wurde, um dann endgiltig zu
verfallen. Im vorigen Jahrzehnt stellte ihn das Ärar hier gänzlich ein. Eine Merkwürdigkeit
der Stadt ist das St. Elisabethkirchlein, noch heute ein gothisches Bandenkmal von hohem
Werth, obgleich die Türken es 1664 in eine Moschee verwandelten und dadurch nicht
wenig schädigten. Die geschnitzte Predella des Altares stellt das letzte Abendmahl dar lind
ist ein werthvolles Werk des Mittelalters. An der Fa^ade sieht man das gleichzeitige
Wappenschild des Berggrafcn Jzenienkel Henczeman, der die Kirche und das mit ihr
verbundene Asylhans stiftete. Die bezügliche Stiftung datirt von 1391, und König
Sigismnnd erweiterte sie 1393 durch Schenkung der benachbarten Ortschaft Magosmart.
Die Bevölkerung von Königsberg lebt seit dem Aufhören des Bergbaues in schwierigen
Verhältnissen. Ihre einzigen Erwerbszweige bilden die Mühlsteinindustrie, für welche ein
vorzüglicher poröser Trachyt vorhanden ist, und die Töpferei, für die sich ausgezeichneter
Thon findet; wäre es möglich, hier die Fayencefabricatiou heimisch zu machen, so wäre
das verlorene Gold reichlich ersetzt. Erwähnenswerth ist auch die Obstzucht, die in guten
Jahren allein genügt, die Bevölkerung zu ernähren.
Weiterhin nach Nordost folgt im Granthale Ruduö, wo die Straße mittelst einer
schönen Brücke von einer Öffnung auf das linke Ufer übersetzt. Ruduö wurde 1664 vou
deu Türken verheert. Sein Bergbau hat aufgehört, an die Stelle der Pochwerke ist eine
in lebhafter Entwicklung begriffene Glasfabrik getreten. Oberhalb von Rndnö, zwischen
Garamr iv und Zsarnöeza, mündet der im vorigen Jahrhundert angelegte, nach
Kaiser Josef II. benannte Stollen in die Gran, der, 14 Kilometer lang, die Wässer der
Schemnitzer Gruben ableitet; seine Öffnung hat ein Portal mit Inschrift. Das Wasser
des Stollens friert wegen der warmen Quellen der Gruben niemals zu und treibt beim
Austreten ins Freie eine Mühle. Nördlich von hier liegt die Stadt Zsarnöeza, die,
obgleich ihre Schmelzhütte eingegangen, der lebhafteste Verkehrsplatz des oberen Gran-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch