Page - 106 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Volume 21
Image of the Page - 106 -
Text of the Page - 106 -
104
4 Treibherden, einem Seigerofen (mit zwei Entsilberungskesseln), einem Glättemahl-
und -Siebapparat, einer doppelten Dampfgebläsemaschine u. s. w., ferner aus einer
Tellurfabrik, die das Tellur der Nagyäger Erze verarbeitet. Die Hüttenanlage besitzt
2750 Meter schmalspuriger Industriebahn, die Beleuchtung sämmtlicher Werkstätten ist
jetzt elektrisch. Ein sehr wichtiger Bestandtheil des Hüttenwerkes ist die auf einem nahen
Hügel erbaute hohe Esse mit den dazu gehörigen Flugstaubkammern, in denen der mit dem
Rauch wegfliegende und feine Metalltheilchen enthaltende Staub aufgefangen und dann
verwerthet wird. Die innere Oberfläche der kanalartigen Sammelkammern beträgt
12.000 Quadratmeter, ihr Rauminhalt 6000 Kubikmeter; die Saughöhe der Esse
beträgt 123 Meter.
Das Schmelzen der Bergwerksproducte geschieht in den Rundöfen. Die Ofen sind
mit einem geräumigen Eisenblechmantel umgeben, der den bleihaltigen, giftigen Rauch
auffängt und wegleitet; die ausfließende Schlacke wird in großen eisernen Töpfen aufge-
fangen, welche die Arbeiter auf zweirädrigeu Karren hinaustragen; das Reichblei aber,
welches das in den Erzen befindliche Gold und Silber enthält, wird in flache Schalen
(siehe Abbildung) gegossen. Das goldhaltige Silber wird dann vom Blei auf dem
sogenannten Treibherd abgetrieben. Der Treibherd ist ein rundes, flaches Bassin, das mit
einem gut schließenden Deckel und zur Ableitung der giftigen Bleidämpfe mit zwei
blechernen Schloten versehen ist; die Reichbleikuchen werden auf dem Herde unter Hinzu-
tritt von Gebläseluft geschmolzen, das Blei verbrennt zu Bleiglätte, die vorne aus dem
Herde abfließt und als rothe und grüne Glätte in den Handel kommt, oder es wird wieder
Blei aus ihr gewonnen. Die geschmolzene Metallmasse auf dem Herde bietet in dem
Augenblick, wenn auch der letzte Rest von Blei verbrannt und das zurückbleibende
geschmolzene Silber seine in grünlichem Glänze schimmernde, reine Oberfläche zeigt, einen
sehr interessanten Anblick; die Metallurgen nennen diese Erscheinung den „Silberblick".
Ist dies eingetreten, so wird die Feuerung eingestellt, der abgekühlte Silberkuchen wird
zerstückelt und in die Kremnitzer Münzprägeanstalt geschickt, wo die Scheidung des Goldes
vom Silber erfolgt.
Das Centralhüttenwerk hat im Jahre 1896 127.819 Metercentner aufbereitete
Bergwerksproducte verarbeitet; die verschmolzene Masse aber betrug sammt den Halb-
produkten und Zuschlägen 612.738 Metercentner, woraus 452 7 Kilogramm Gold,
11.105 Kilogramm Silber, 1307 Metercentner Kupfer und 9942 Metercentner Blei
gewonnen wurden. Das Hüttenwerk beschäftigte 10 Beamte, 16 Aufseher und 365 Arbeiter.
Die Johann Josef von Geramb'sche Bergwerksunion. Neben dem ausge-
dehnten und großartigen ärarialen Bergwerksbetrieb ist noch die Johann Josef von
Geramb'fche Bergwerksunion besonders bemerkenswerth. Ihre Bergwerksanlagen und die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch