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Obstgärten. Bemerkenswerth sind hier das hübsche Stadthaus, der große Gasthof und die
klimatische Curanstalt. Der Ort hat eine staatliche Handelsschule und eine Bürgerschule,
sowie zwei Hochöfen; ich habe dort mehrere Sägemühlen. Die Einwohner treiben Ackerbau
und Gewerbe, von letzteren aber fast nur, was Kleidungsstücke und Möbel betrifft. Biele
machen ihr Geschäft mit der Spedition von Nahrungsmitteln.
„Nordwestlich von hier erreicht man, indem die felsige Thalschlucht von Zdichova
rechts liegen bleibt, den Endpunkt des Mnranyer Thales. Dort liegt die Ortschaft Mnräny
in einem von 800 bis 900 Meter hohen Waldbergen umgebenen Thalkessel. Das bemerkens-
wertheste Gebäude in dieser ländlichen Ortschaft ist die römisch-katholische Kirche, die ich
vor einigen Jahren in gothischem Stile erbauen ließ und die als eine der schönsten Kirchen
des Gömörer Cvmitats gilt. Die hübschesten Baulichkeiten sind ferner mein Schlößchen
nnd mehrere zur Herrschaft gehörige Beamtenhäuser und landwirthschastliche Gebäude.
Die Einwohner sind Fuhrleute und Fabriksarbeiter, die in meinen Dampfsägen, meiner
Steingutfabrik und meiner Fabrik von Mahlprodneten Beschäftigung finden. Oberhalb des
Ortes steht auf einem steilen, zwischen zwei Thälern eingekeilten Felsgrat die historisch
berühmte Burg Mnräny. Sie ist blos von Norden her zugänglich, während gegen
Süden und Westen unersteigbare Felsenwände steil niedergehen.
„Die Burg soll im XIII. Jahrhundert durch die Jlsvay erbaut worden sein. Den
Hnssiten wurde sie durch Zapolya wieder abgenommen, der sie dem Tornallyay schenkte.
Den Waisen des Letzteren wnrde sie durch den berüchtigten Abenteurer Matthias Bazsö
entrissen, der von hier aus seine Beutezüge unternahm, bis auf Befehl Ferdinands I. Graf
Salm ihn in der Burg belagerte und dann im Hofe derselben sammt seinen Offieieren
enthaupten ließ. Im Jahre 1609 kam die Burg an den Grafen Georg Szechy, der sie
stattlich ausbauen und im Burghofe einen 90 Meter tiefen Brunnen graben ließ. Nach
seinem Tode überlieferte seine Tochter Maria die Bnrg dem Grafen Franz Wesselenyi,
Burghauptmann von Fülek, dem späteren Palatin, der Murany sammt den zugehörigen
Besitzungen als königliche Donation erhielt. Auch nachher folgten mehrere Belagerungen.
Im Jahre 1704 nahm Franz Raköczi die Burg und gab sie seinem Oberfeldherrn, dem
Grafen Nikolaus Bereseuyi; die von diesem hineingelegte Besatzung mußte sie im Januar
1711 nach langer Vertheidigung dem kaiserlichen Heere übergeben. Endlich gelangte sie als
Schenkung König Karls III. 1720 an Stephan Kohäry. Als im Jahre 1816 Feldmarschall
Ferdinand die Tochter des in den Fürstenstand erhobenen letzten Sprossen des Hauses
Kohäry geheiratet hatte, gelangte die Burg unter diesem Titel im Jahre 1826 in den
Besitz dieser Familie. Gegenwärtig ist sie Ruine.
„Von Murany führt eine gut gehaltene Militärstraße dnrch große Waldungen über
zwei hohe Wasserscheiden, die Berge Prednahola und Javorina, in das Granthal. Von der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch