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Javvrina steigt man zu meiner Holzindnstrieanlage in Vereskö nieder, wo die Straße
sich theilt nnd einerseits in das Sohler Comitat, anderseits in die Zips führt. An letzterem
Wege liegt, am Fuße des Königsfelsens, das Dorf Telgärt , das unter König Matthias
wegen seines ausgedehnten Wildparkes und einer Badeanlage berühmt gewesen sein soll.
Jetzt ist es ein ärmlicher Ort mit 1742 griechisch-katholischen Einwohnern. Die hölzernen
Häuschen und die unfruchtbare Gemarkung verstimmen den Beschauer; desto großartiger
ist der Anblick des Kiralyhegy (Königsberg), der sich über dem Dorfe imposant empor-
gipfelt. Auf dem Beßnik-Berge trägt eine Säule eine Jnschrifttafel, welche die Quelle der
Gran bezeichnet. Hier zweigt die Landstraße nach Dobfchan ab.
„Gegen Norden gelangt man über größere und kleinere Hügel nach Pnßtamezö,
wo die Dampfsägen zahlreiche Arbeiter beschäftigen. Das schöne, waldumkränzte Thal,
mein hübsches, von meinem Vater erbautes Jagdschloß, die Beamtenhäuser und sauber
gehaltenen Arbeiterwohnungen machen einen angenehmen Eindruck. Hirsche und Rehe gibt
es recht zahlreich. Auch habe ich hier einen Wildpark, in den ich Hirsche von meiner
Balogvärer Herrschaft versetzt habe. Läßt man die nach Sztraczena führende herrschaft-
liche Straße rechts liegen und ersteigt den steilen Popova-Berg, so gelangt man in ein
malerisches Engthal an dem nördlichsten Punkte des Gömörer Comitats. Hier liegt das
Dorf Vernär, dessen Einwohner Holzindustrie und das Fuhrgeschäft betreiben.
„Nördlich von Vereskö liegt etwa 4 Kilometer weit das Dorf Snmjäcz, eines der
höchstgelegenen im Lande (890 Meter). Es ist blos gegen Norden einigermaßen durch die
Tannenwälder des Kiralyhegy geschützt, im Übrigen liegt es den rauhen Winden und
Schneestürmen ausgesetzt. Im Winter machen es die großen Schneewehen oft für mehrere
Tage unzugänglich. Mit Ausnahme meiner herrschaftlichen Gebäude ist das Dorf
unordentlich gebaut, die hüttenartigen Holzhäuser geben ihm ein armseliges Ansehen. Die
Einwohner, an die 20lX), sind auch wirklich sehr arm.
„Westlich von hier, längs der Straße nach dem Sohler Comitat, liegen nacheinander
meine Eisenwerke von Zlatnö, Sväbolka und Nändorvölgy. Das größte ist die
Ferdinandshüt te (Nandorhuta), hier die Hauptstelle für Eisenblech- und Stabeifen-
sabrication. Am oberen Ende des Eisenwerkes von Pohorella erhebt sich mein zweistöckiges
Schloß. Es ist von einen Park umgeben und hat vor der Fa^ade einen Teich, den die
Gran durchströmt. Hier bietet sich eine herrliche Aussicht auf meine Jagdreviere, die
Waldungen, welche den Kiralyhegy und die Orlova bedecken.
„Ich könnte gar viel Interessantes erzählen von meinen Revieren und ihrer Verwaltung
und von den Jagden, die da zuweilen stattfinden; auch mein verewigter Schwager und
unvergeßlicher Freund, Kronprinz Rudolf, hat an ihnen gelegentlich theilgenommen. Da
aber der enge Raum dieses Werkes zur Kürze mahnt, sei der Leser nur an einen Ort geführt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch