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und der Leutschauer Kunst im XV. bis XVI. Jahrhundert das günstigste Zeugniß
ausstellen, dann die mächtige, 1615 erbaute Orgel, die marmornen Grabmäler der Thnrzö
und die Wandmalereien ans dem XIV. und XV. Jahrhundert. Das Rathhaus ist mittel-
alterlichen Ursprungs, wurde aber im Jahre 1615 an zwei Seiten mit Säulen-Arcaden
im Renaissancestil versehen; sein Außeubau übertrifft alles derartige in Ungarn. Ein
interessantes Kunstdenkmal ist ferner die im XV. Jahrhundert erbaute gothische Kloster-
kirche mit ihrem Kloster n. s. f. Charakteristische Beispiele der mittelalterlichen Privatbau-
kunst sind die noch erhaltenen Thnrzö'schen Häuser am Hauptplatze. Das eine ist theils
gothisch, theils Renaissance, mit geräumigem Hof, um den sich im Oberstock ein schöner
Sänlengang zieht. Als altes Kaufhaus war es so eingerichtet, daß fremde Kaufleute dort
Unterkunft nnd Verpflegung, für ihre Waaren aber Lagerräume finden konnten. Am
Ende der Stadt erheben sich umfangreiche Kasernenbauten. In der Gemarkung, etwa
5 Kilometer von der Stadt, ist unlängst das Bad Löcsefürdö eingerichtet »rorden.
Die Kirchdrauf-Leutfchauer Straße zweigt bei dem Dorfe Kolcsö südwärts ab und
führt über Marks dorf (Markusfalva) längs des Hernäd nach Jglö. In Marksdorf
werden die von Poracs zu Wagen, aus den Gruben von Kotterbach, Bindt und Roztoka
mittelst Flügelbahn hieher geschafften und hier gerösteten Eisenerze auf die Eisenbahn
verladen, um den fchlesifchen Schmelzhütten zugeführt zu werden. Das rutheuische Dorf
Poracs ist bemerkenswerth wegen seiner Kalksteingrotte, welche diluviale Thierreste auf-
bewahrt hat. In Bindt befindet sich das bedeutendste Eisenerzlager, der „Grobe Gang",
dessen Mächtigkeit stellenweise 24 Meter beträgt. Seine jährliche Eisenprodnction erreicht
687.000 Centner im Werthe von 338.000 Gulden. Die alten Herren von Marksdorf
waren die Mariässy, deren Burg größtentheils in Trümmern liegt; ein neueres Schloß mit
vier runden Eckthürmen ist noch jetzt Wohnsitz der Familie.
Jg lö (Neudorf) kommt schon 1312 unter den 2-1 Zipser Städten vor. Im Jahre
1328 erhielt es das Schemnitzer Recht und trat in die Reihe der sieben Bergstädte ein.
Dann kam es in polnische Hände, und aus diesen befreit, wurde es Sitz der bis 1875
bestandenen Provinz der 16 Zipser Städte. In seiner Gemarkung liegen 50 größere und
kleinere Kupfer-, Silber- und Eisenerzgruben, deren Reichthum ihm schon in der Ver-
gangenheit eine wichtige Rolle sicherte. Jetzt ist Jglö mit seinen 5.870 Einwohnern eine
der volkreichsten Städte der Zips. Seine beiden Häuserreihen umfassen einen langen Haupt-
platz, in dessen Mitte sich das hübsche Rathhaus, die im Jahre 1896 trefflich erneuerte
evangelische Kirche A. C., die gothische Pfarrkirche und Schule der Römisch-Katholischen,
sowie der im Jahre 1893 restaurirte Stadtthurm erheben, während der untere Theil des
Platzes das große städtische Gasthaus und zwei kleinere Häuserreihen ausweist. Zu erwähnen
sind noch das Provinz-Haus, das Gebäude der zuletzt aufgelösten Oberungarischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch