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in Mäd festgestellt zu werden. Der Weinhandel der Stadt ist noch jetzt ansehnlich, aber
die glänzenden Weinlesefeste haben aufgehört. Die nordwestlich gelegene Nachbarstadt
Tällya ist im Ganzen noch hübscher. Von der durch die Ebene rollenden Eisenbahn gesehen,
macht sie sich mit ihren hohen Thürmen sehr gut. Ihren Namen führt sie nach der längst
verschwundenen Burg Tall ia , die einst auf dem sie überragenden Schloßberg stand. Es
steht verzeichnet, daß auf dem Tridenter Concil im Jahre 1562 der damalige Fünfkirchner
Bischof Peter Draskovics bei Tische seine mitgebrachten Tällyaer Weine auffahren ließ
und der Papst, nachdem er sie gekostet, sein Lob in das Wortspiel kleidete: ,8ummum
pontilleein 1?uIIiu vinu äeeent." In der Nachbarschaft von Tällya liegt Monok, der
Hauptpunkt der gleichnamigen Andräfsy'schen Herrschaft, mit hübschem Schloß. In dem
Hause des herrschaftlichen Wirthschaftsbeamten zu Monok wurde im Jahre 1802 Ludwig
Kossuth geboren, jedoch in der evangelischen Kirche des benachbarten Tällya getauft, woran
dort eine marmorne Jnschriststasel erinnert. Vor Alters baute auch diese Gemeinde vielen
nnd guten Wein, und nicht minder das angrenzende Dorf Golop, wo die freiherrliche
Familie Vay ein schönes Schloß in weitgedehntem, schönem Parke besitzt.
Südlich von Monok liegt Szerenes, eine der bedeutendsten Ortschaften des
Eomitats. Es fällt schon in den zum Alföld gehörigen Theil desselben und war daher
bereits in dem Aufsatze: „Haraugod uud Taktaköz" („Ungarn", Band II) geschildert. Von
Szerenes schwenkt die nach Debreezin ziehende Linie der Staatseisenbahn über Zombor
an den Fuß des Tokajer Berges heran. Je weiter man mit ihr fährt, desto klarer entwickelt
sich vor dem Auge die die Hegyaljakette abschließende Kuppe, der mit plötzlichem Fall
an den Rand des Alföld heraustretende Tokajer Berg, dieser herrliche, schön gerundete
Bergkegel, dessen Gipfel, der Kopaß-tetö (kahle Gipfel), zwar blos 515 Meter hoch ist,
doch zu mächtiger Wirkung gelangt, weil er plötzlich und steil aus der Ebene emporsteigt, wie
eine vulkanische Insel aus dem Meere. Der Rand des Alföld schmiegt sich von drei
Seiten her seinem Fuße an; nur auf der vierten Seite hängt er durch den langen, niederen
Kereßtnrer Sattel, der nach der nahen Ortschaft Kereßtur so benannt ist, mit der Hanpt-
kette zusammen. Auf jeder der drei Wurzeln des Tokajer Berges hat sich eine Ortschaft
angesiedelt. An seinem südwestlichen AbHange, der von Szerenes aus zuerst erreicht ist, liegt
das hübsch gebettete Tarczal . Die Überlieferung leitet seinen Namen von einem Kämpen
des Eroberers Ärpäd, dem Knmanensührer Tarczal her. Es ist nur ein Flecken mit
3000 Einwohnern, aber recht hübsch. Die sonnigen Lagen seiner Weinberge, die znm
großen Theile Eigenthum der königlichen Familie sind, spendeten höchst vortreffliche
Weine, gingen aber zugrunde und sind erst theilweise neu bepflanzt. Auch eine Wmzerschnle
ist da vorhanden. In Tarczal hielt König Koloman, der Bücherfreund, jenen Reichstag
ab, auf dem er die Hexenprocesse verbot. An dem östlichen, zum Theißufer hervortretenden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch