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Salzmagazin vorhanden. Nordwestlich von Tokaj, am Ufer des Bodrog und am Fuße
des Tokajer Berges, liegt Bodrog-Kereßtnr, ein Flecken mit etwa 1500 Einwohnern,
der sich früher gleichfalls stark an dem Hegyaljaer Weinbau betheiligte. Der Ort besitzt
schöne Äcker, Wald und namentlich weite Wiesengriinde in dem bis hieher reichenden
Bodrogköz, auf desseu Flachland sich hier eine besonders weitreichende Aussicht öffnet.
Und damit betreten wir nnn das schöne und fruchtbare Bodrogköz Der Weg durch
dieses Zwischenstromland führt an einer ganzen Reihe von Besitzungen, ja größeren
Herrschaften vorbei; ihre zweckmäßigen landwirtschaftlichen Einrichtungen und Banten,
sowie die hübschen Gärten und Herrenhäuser in allen Dörfern sind für das Bodrogköz
charakteristisch. Von seinen bemerkenswerthen Punkten genüge es, einige zu erwähueu.
Östlich von Säros-Patak liegt das Dorf Kar esa mit einer romanischen Kirche aus
behaueuem rothem Onarztrachytstein; sie ist eines der interessantesten Baudenkmäler in
Ungarn, und die Sage will, daß die Nixen des Karesaflnsses ihre Steine zusammengetragen
haben, ohne sie aber jemals zu vollenden, weil die Lieblingstochter Miezbäns. die sich aus
der Welt hieher zurückziehen wollte, während des Baues starb. Südöstlich von hier liegen
am rechten Theißufer die Dörfer Kis- und Nagy-Czigaud, deren Einwohner viel
Getreide und Kraut bauen sowie Heu liefern. Dann liegt nordwestlich Nagy-Kövesd, am
Fuße eines schönen Doppelberges. Seine hochgelegene Ruine ist der Überrest einer alten,
1673 zerstörten Burg. Einst das Stammnest der Familie Miezban, gehörte sie später den
Räköezy, und war ein Lieblingssitz Susanna Loräntsfys. An der östlich von hier laufenden
Eisenbahn liegt das Dorf Perbeuyik, Urvätersitz der Grase» Mailath, mit schönem Park
und Schloß, nebst Musterwirthschaft; dann weiterhin das Dorf Bely mit dem Schloß des
einstigen Taveruicus Baron Panl Sennhey, wo in den Sechziger-Jahren mehrere Führer
unseres politischen Lebens hänsig zusammentrafen. Im nördlichen Theile des Bodrogköz
liegt der Markt Leleß mit Kloster und Abtei der Prämonstratenser, einer Gründnng des
Waitzner Bischofs Boleslaus vom Ende des XII. Jahrhunderts. Die auf hohem Hügel
stehende Kirche war ursprünglich gothisch. Das schöne alterthümliche Kloster, dessen zweites
Stockwerk aus späterer Zeit stammt, ist eine der ältesten Abteien in Ungarn, anch
bemerkenswerth, weil es zu den beglaubigten Orten gehörte, und in seinem Archiv viele
Schätze enthält. Jetzt ist es Verwaltungssitz einer größeren Domäne der Prämonstratenser.
Zu dieser gehört auch Kiraly-Helmecz,südlich vonLeleß, am Fuße eines schön gerundeten,
mit Wein- nnd Obstgärten bepflanzten Berges. Es ist der Bezirkssitz für das Bodrogköz
und hat ein gut eingerichtetes, vom Grafen Joseph Mailäth erbautes Krankenhaus. Der
Garten des Spitales gewährt eine schöne Aussicht auf die Niederungen des Bodrogköz.
Die fruchtbare Gemarkung der Ortschaft erhält durch ihre schönen Eichenwälder land-
schaftliches Interesse. Jenseits Kiraly-Helmecz tritt die Eisenbahn über die schmale, durch
die Theiß und Latoreza gebildete Landenge alsbald in das Gebiet des Eomitats Ung.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch