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Nordwestlich von hier erstreckt sich das Thal des Nagy-Äg, das den ganzen westlichen
Theil des Comitats von Nord zu Süd durchschneidet. Die obere, größere Hälfte dieses
Thales, sammt den umgebenden wildromantischen Bergen und Seitenthälern, heißt
Verhovina. Diese mit herrlichen Wäldern bedeckte, aber besonders längs der
Landesgrenze bis zur Rauhheit unwirthliche Gebirgsgegend darf als einer der
unbekanntesten Theile Ungarns gelten, wo eine arme Bevölkerung beinahe vergessen
dahinlebt. Hier gibt es auch noch Urwälder, besonders auf den höheren Bergen, die mit
den dichtesten Fichtenbeständen bedeckt sind; dazwischen freilich starren hie und da auch
entwaldete Berge empor, deren kahle Stirnen von der einstigen forstlichen Mißwirthschaft
berichten. Seit der Schaffung eines Forstgesetzes hat die Waldverwüstung aufgehört und
an manchen Stellen sind statt der ausgerotteten Wälder ausgedehnte Haselnußbestände
erwachsen. Außer ihren Wäldern besitzt die Verhovina auch Erze. Insbesondere ist in der
Gegend Eisen zu finden; an manchen Stellen ist man anch auf etwas Gold gestoßen.
Sehr zahlreich sind die Mineralwässer, darunter die wohlschmeckenden eisen- oder
schweselhältigen und mnriatischen Wässer von Vueskömezö, Kaloesa, Kelecseuy, Obläßka,
Hidegpatak; das schmackhafteste ist das von Szolyva. Sehr überraschend sind oberhalb
von Ökörmezö zahlreiche Quellen, die zuweilen am Rande der Flüsse, zuweilen aber auch
in ihrer Mitte aufsprudeln, oder sich auf den Hügeln, natürlichen Springbrunnen gleich,
in die Luft erheben. Sehr stolz ist die Verhovina unter anderem auf ihre Diamanten,
das heißt auf den hier sehr häufigen Bergkrystall, der sogar von den Äckern aufgelesen
wird oder an den Hügelabhängen erscheint, wo Regengüsse die Erdschichte weggewaschen
haben. Eine Sorte davon ist der sogenannte Märamaroser Diamant . Der schönste
Bergkrystall kommt an den Versteinerungen vor. Der Fruchtboden ist spärlich und mager,
besonders in den oberen Theilen der Verhovina, wo auch die Rauhheit des Klimas die
Landwirthschaft sehr beschränkt. Die Hanptnahrnngsmittel, also auch Hauptproduete, des
Volkes sind Mais, Haidekorn und Kartoffeln; außerdem wächst Hafer und in den
südlicheren Strichen, zumal auf gartenmäßig bebauten Feldern, auch schöner Weizen,
Roggen, Hanf und Kraut. Die kleinen Dörfer der Verhovina bestehen im Allgemeinen
aus zerstreut liegenden Holzhäuschen. Die größte und ordentlichste Ortschaft im oberen
Drittel des Nagy-Äg-Thales ist die Großgemeiude Ökörmezö mit 2400 Einwohnern
und einem Oberstuhlrichteramt. Weiter unten liegt Alsö-Bißtra, von wo an
das Thal nach und nach breiter und nach unten hin stufenweise immer milder wird.
Weiter unten öffnet sich westlich vom Dorfe Lipese das Thal des Dolha-Baches.
Hier liegt das Dorf Dolha, wo in einem großen Eisenwerke 300 Arbeiter beschäftigt
sind. Die Fabrik erzeugt eiserne Öfen, Sparherde, Kessel, ja selbst Maschinenbestandtheile,
im Gewicht von 10.000 bis 12.000 Metercentner. Nördlich von hier liegt Rökamezö,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Volume 21
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (6)
- Volume
- 21
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1900
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.25 x 21.79 cm
- Pages
- 500
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch