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Thermometer bis auf —27 Grade herab, während Wien, um 4 Breitegrade nördlicher,
allerdings in nur 200 Meter Meereshöhe gelegen, nur eine Januartemperatur von
—16 Grad und seit dem Jahre 1829 als absolutes Minimum nur —25 5 Grad notirte.
Günstiger und annähernd gleich wie in Wien gestaltet sich das Frühjahr (April
mit 9 6 Grad), der Sommer (Juli mit 19 7 Grad), während sich im Herbste (Oktober
mit 114 Grad), der durch die südliche Lage bedingte Wärmezuwachs merklich geltend
macht, so daß auch in den mittleren Lagen der bosnischen Gebirge dem Ackerban die zur
Reife der werthvolleren Getreidesorten nöthige Wärme nicht mangelt. Auch die namhaften
Unterschiede der mittleren Jahresextreme (Sarajevo 54 0, Wien 48 0) und die großen
Tagesschwankungen, letztere besonders im Sommer, erinnern uns an das excessive Klima der
Balkanhalbinsel, welches sich noch in der dem Meere nahen Hercegovina fühlbar macht.
Die tieferen Lagen der letztgenannten Provinz weisen unter dem Einflüsse der
warmen Adriaküste schon subtropische Wärmeverhältnisse ans. Die dieses Gebiet charakte-
risirende Station Mostar (64 Meter) erfreut sich einer Januartemperatur von -4-4 9 Grad;
zu Weihnachten im Freien blühende Rosen sind dort keine Seltenheit, wohl aber die
Schneedecke, welche in den wenigen Tagen mit Schneefall sich selten zu erhalten vermag.
Einem warmen Frühlinge (April 13 8 Grad), der mit seinem Blütenschmucke um
3 Wochen früher seinen Einzug hält, als in das in der Luftlinie nur 76 Kilometer nord-
östlich gelegene Sarajevo, folgt ein heißer Sommer (Juli 25 9 Grad) mit Maximal-
Temperatnren bis zu 45 8 Grad, und der Herbst besitzt gegen Sarajevo ein Mehr an
Wärme von 5 4 Grad. Diesen Wärmeverhältnissen entspricht auch das Vegetationsbild;
Feigen-, Oliven- und Mandelbäume mahnen an die südlichen Gefilde Italiens. Tabak
und Wein liefern ihre edelsten Produkte, und das feurige Roth der Granatblüten bringt
stimmungsvolle Abwechslung in das dunkle Grün der südlichen Flora.
Aber auch die höher gelegenen Becken der Hercegovina sind dank dem Einflüsse der
Küste noch mit Wärmegraden ausgestattet, welche sie gegen die gleich hohen Lagen
Bosniens klimatisch sehr begünstigen. In der Nähe von Gacko (960 Meter), mit einem
wärmeren Wintermittel als Sarajevo und nur um weniges kühlerem Sommer und Herbst,
findet in den gegen Nordwinde geschützten Lagen (Ernicabecken 850 Meter) sogar der
Mais noch lohnenden Anbau.
Mit dem zweiten wichtigen Factor, den atmosphärischen Niederschlügen, ist
Bosnien in reichlichen Mengen und, was für die Agricnltnr von besonderer Bedentnng,
in ziemlich gleichmäßiger Vertheilnng über das ganze Jahr bedacht.
Die Jahressnmme wächst von der Save gegen das höher gelegene Bergland. Sie
beträgt in Sarajevo 80 Centimeter, erreicht und übersteigt 100 Ceutimeter auf den Hoch-
plateaux von circa 1000 Meter Erhebung. In Sarajevo entfallen ans den Winter
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch