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recht oft, und den gimpelartigen Ruf des Sperlingskäutzchens — der kleinsten Eule
Europas — bekommt mau hie und da zu hören. Des Abends meldet sich dagegen der
Rauhfußkauz in diesen Regionen; und wenn der einförmige Ruf eines Spechtes mit
eifrigem Hämmern an den verdorrenden Baumleichen die Stille unterbricht, und der
Wanderer dem Geräusche nachspürt, so ist es zumeist der gelbköpsige Dreizehenspecht, der
hier seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat.
Aber auch Auer- und Haselwild bevölkern in nicht zu unterschätzender Anzahl alle
hochgelegenen Waldungen des Landes, und als geradezu ständige Staffage finden wir den
zutraulichen Tannenheher, welcher nicht allein im Vereine mit dem Fichten-Kreuzschnabel die
Nadelholzzapfen, besonders jene der vier heimischen Kiefernarten, plündert, sondern in schier
endlosen Ketten im Herbste zur Haselnußernte auszieht. Weniger auffallend sind die Klein-
vögel dieser Altbestände; Hauben- und Tannenmeise, Rothkehlchen und Goldhähnchen, dann
Mistel- und Singdrossel, höher droben die Alpenringamsel sind die wichtigsten Vertreter.
Tritt man dann aus dem immer lichter werdenden Waldgürtel hinaus in die eigent-
liche Hochgebirgsregion, in Bosnien etwa von 1600 Meter, in der Hercegovina von
1700 Meter aufwärts, so finden wir hier wieder ganz neue Thiergestalten. Während von
Säugethieren außer der diesen höchsten Erhebungen eigenthümlichen Gemse, dann einigen
alpinen Mäusen und Fledermäusen wenig zu bemerken ist, beleben mehrere charakteristische
Vogelarten die bosnischen Hochgebirge. Ausdrücklich sei an dieser Stelle hervorgehoben,
daß es im erwähnten Gebiete nicht die geringste Spur weder für das gegenwärtige noch
einstige Vorkommen von Steinbock, Murmelthier, Schneehase und Schneehuhn gibt; eben-
sowenig bevölkert heutzutage irgend ein Gewässer des Landes der Biber.
Doch ist hiefür reichlicher Ersatz vorhanden! Vor Allem ist hier der majestätischesten
Vogelgestalt Europas, des Bartgeiers zu gedenken, welchen man ziemlich regelmäßig
zu Gesicht bekommt, obgleich er in anderen Ländern theils ausgestorben, theils ungemein
selten geworden ist. Den Zinnen der bosnisch-hercegovinischen Grenzgebirge ist er noch
heute eine unvergleichliche Zierde. Aber auch der Charaktervogel der sämmtlichen Balkan-
länder, der Weißkopfgeier, und hie und da auch sein dunklerer nächster Verwandter, der
Kuttengeier, berühren recht häufig die alpine Region. Dennoch ist und bleibt auch hier
der ureigenthümlichste Raubvogel derselben der Steinadler, dessen ausgesprochene Vor-
liebe für junge Lämmer sämmtlichen Hirten so viel Kummer und Sorge bereitet.
Gelbschnäbelige Alpendohlen schwimmen pfeifend nnd schnalzend in den Lüften,
der Wasserpieper ruft allenthalben, und zwischen den duftigen Alpengräsern huscht die
zierliche Balkan-Ohrenlerche dahin. Auch der prächtig gefärbte Alpenmauerläufer fehlt
nicht den lothrechten Wänden und zwischen dem Krummholz ertönt früh morgens von allen
Seiten das „Geschepper" des Steinhuhnes und der angenehme Gesang der Alpenbraunelle.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch