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Wenn sich inmitten des erhabenen Gebirgspauoramas ausgedehnte Grasflächen,
Hochebenen, Hntweiden eingebettet finden, dann bewohnt dieselben gewiß massenhaft der
geheimnißvolle Blindmoll, welcher ähnlich dem Maulwurf, Erdhügel an Erdhügel reiht,
so weit das Auge nur reicht. Er ersetzt hier gewissermaßen das Ziesel, welches unserem
Gebiete vollkommen fehlt.
Während die Sandviper auf die Niederungen und die Hereegovina beschränkt ist,
findet man hier im Gebirge recht häufig die Kreuzotter in mannigfachen Farben-
abänderungen. Von anderen Schlangen seien als die häufigsten Äsenlap- und Würfelnatter,
beide oft in riesigen Exemplaren, hervorgehoben. Als weit nach Norden vorgeschobener
Posten bewohnt einzelne Gebirgsthäler sogar der griechische Frosch.
Wenn bis jetzt hauptsächlich Formen der mitteleuropäischen Fauna berührt wurden,
so ändert sich das Bild vollständig, wenn man den noch nicht besprochenen Landestheil
— die Hereegovina — betritt. Klima, Thier- und Pflanzenwelt haben hier mediterranen
Charakter, und zwar einen umso strengeren, je näher die betreffenden Gegenden der Küste
zu liegen.
Der Unterschied sowohl in landschaftlicher als auch in thiergeographischer Hinsicht
ist ein so gewaltiger, daß er wohl jedem Reisenden sich aufdrängt, auch wenn demselben
bloß der gedrängte Überblick aus dem Fenster des Eisenbahnwaggons zur Verfügung steht,
und zwar gilt das für alle Jahreszeiten.
Selbst die Gewässer beherbergen fremde, diesen Regionen eigenthümliche Fische,
namentlich zwei köstliche Forellenarten, dann aber auch, sobald wir das Gebiet der
Schlundflüsse und periodischen Karstgewässer berühren, eine ganze Reihe interessanter
kleiner Höhlenfische, die von den Bewohnern in engmaschigen Seidennetzen gefangen, ein
leckeres Gericht abgeben. Der wichtigste Fisch der unteren Narenta-Gegend sammt dem
Utovo blato ist aber für die Bevölkerung unstreitig der Aal, von dem häufig wahre
Prachtexemplare gefangen werden. Unter den Schildkröten fällt hier durch ihre Menge
in den wärmeren Gegenden die griechische Landschildkröte auf, während die gewöhnliche
Wasserschildkröte auch in den Sümpfen ganz Bosniens vorkommt, die caspische dagegen
bloß auf den Sutoriua-Bach beschränkt ist. An zwei Stellen (bei Metkovie und bei
Ljubuski) wurde nunmehr auch der Grottenolm festgestellt.
Als sehr bemerkenswerth muss die Ordnung der Echsen bezeichnet werden, und nicht
minder jene der Schlangen. Besonders auffallend in dieser Beziehung ist die große fuß-
lose Eidechse, auch Scheltopusik, in der Landessprache ,dluvc>r- genannt. Obwohl gänzlich
harmlos, erschreckt sie stets den Unkundigen durch ihre bedeutende Größe. Noch größeres
Interesse erweckt bei dem Forscher eine der hurtigen Spitzkopfeidechse nahestehende Art,
welche bisher bloß an einigen Punkten der Bezirke Gacko und Bilek, dann auf dem Berge
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch