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Contouren der fernen waldberaubten Höhen steigt eine gewaltige schwarze Bergeskrone
auf, überragt von einem Doppelhorne. Das sind die mächtigen Stöcke der „Brda", die
„Schwarzen Berge" mit dem finsteren Durmitor. Diese senden uns die Drina. Man sieht
sie auf den spärlich bemessenen Thalböden zwischen den Bergkreisen da und dort blinken,
wie Thautropfen in einem Blütenkelch, bis sie im Osten hinter der Javor Planina längs
der serbischen Gelände verschwindet.
Wo an der bosnisch-montenegrinischen Grenze die Tara und die Piva zu einem
Wasserlaufe sich vereinen, dort tritt dieser als „Drina" in die bosnischen Schluchten. Die
beiden montenegrinischen Flußbette sind tiefe Gräben in grauen todten Felswänden,
zwischen denen das bald smaragdgrün, bald blan erscheinende Gebirgswasser dahinschießt.
Wo die 400—600 Meter hohen senkrechten Felswände sich etwas zurückneigen, da klettern
Laubholzbestände an ihnen hinauf, die oben am Rande des Hochplateaus stellenweise in
Nadelholz übergehen.
Das kleine grüne Dreieck zwischen der Tara- nnd Pivamündung wird von einem
steilen Kegel abgeschlossen, von dem eine Burgruine der jungen Drina entlang ins
Bosnische schaut. „Scepangrad" nennt sie das Volk, weil hier der mächtige Herzog von
St.Sava, Stefan Vukcic, zur Sommerszeit häufig residirte. „Da saß er auf einer steinernen
Kanzel und schaute der jungen Drina entlang hinein in sein Land." Und deßhalb wollen
noch heute die Bewohner der Focaner Gegend zum Lande des Herzogs — der Hercego-
vina — gehören und verschmähen es, sich Bosnier zu nennen.
Trotz des Widerspruches der Bevölkerung ist das ganze Territorium, das die Drina
durcheilt, unverkennbar bosnisches Waldland. An den Grenzen ihres Gebietes macht der
montenegrinische und hercegovinische Karst Halt. Seine Hochplateanx zerfallen plötzlich in
runde, dicke Bergrücken und massige Kegel. Und ist es in den vom Verkehr mehr aufge-
suchten Strecken auch meist nur mißhandelter, zerzauster Wald, der die erdigen Hänge
deckt, so bildet er doch einen überaus freundlichen Gegensatz zu den grauen Karstwüsten.
Was aber oft auf weite Strecken fast ausschließlich die Hänge deckt, ist die Sumachstaude.
Diese und die zahlreichen kleinen Wasserläufe haben von Alters her die Lederindustrie in
dieser Gegend begünstigt, und die hercegovinischen Hochalpen liefern Tausende von Schas-
nnd Ziegenfellen. Das im Grün fast versinkende Örtchen Jelec an dem schmalen Gjafer-
Potok, einem nördlichen Zuflüsse der Drina, ist der Mittelpunkt der gegenwärtig schon
vielfach nach modernen Principien betriebenen Ledererzeugung. Das Jelecer Leder wird
in den Städten des Landes, zumeist aber in Sarajevo, zu Bundschuhen, Sattelzeugen
und Waffengürteln verarbeitet. Für die Ausrüstung der letzteren sorgte dann vornehmlich
Foca. An den Grenzen dreier kriegslustiger Vilajets gelegen, fand es ehedem eine Quelle
des Wohlstandes in der Waffensabrication. Die Focaner Messer werden noch heute in
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch