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Die östlichste Grenzmarke des gewaltigen Walddistrictes ist die gemsenreiche Luka-
schlucht. Eine halbe Stunde unterhalb Luka werden die Drina-User zu verticaleu Wänden,
zwischen denen das Wasser wie in einem Kanal dahinschießt. In launischem Spiel zer-
fallen die bosnischen Ufer bald wieder in grüne Kegel und Kuppen; unerschütterlich aber
ziehen die stellenweise an tausend Meter hohen serbischen Wände weiter, deren Höhenrand
den Beginn öder weiter Plateaux bedeutet. In deren Schatten liegen auch die auf Steil-
kegeln nebeneinander postirteu Schwesterruinen Kloljevac und Gjurgjevac. Vielleicht weilte
hier doch Jerina, denn man nennt eine köstliche Pflaumenart, welche sie hier gepflanzt
haben soll, nach ihr. Im Herbste ist der ganze Burgfriede von Kloljevac blau, und
zwischen dem vom zerfallenden Kalke weiß schimmernden Gemäuer wird fleißig Mus
gekocht. Diese Pflaumenbäume fiud der Fürstin ein dauerhafteres Denkmal als die stolze
Burg, von der bei jedem Fußtritt Steine in die Drina rollen.
Nun hellt sich die Landschaft immer mehr auf. Den flachen Ufersaum decken Wiesen,
Mais- und Tabakfelder. Jnselartig stehen längs des Ufers kleine Gruppen römischer
Grabmale, halb vom Humus überdeckt, vom Weißdorn und der großblütigeu Distel
verschleiert, und von dnftenden Wipfelnuralter Nußbäume überwölbt. Bei Vranjkovina
werden die Ufer-Culturen durch knapp an die Drina vorspringende Höhen unterbrochen,
aus deren rissigem Schiefergestein sich ein Bach von bedeutender Höhe hinabstürzt. Dann
aber setzen sich längs des breit anschwellenden Flusses bis weit hinaus über die Mündung
der Drinaca die freundlichen Bilder offener Hügellandschaften fort.
Die „Saska Rijeka", das „Sächsische Flüßchen", zeigt kurz vor dem Austritt in
das Drinabett eine liebliche Weitung, die dereinst Domavia, das Mnnizipinm der
Bergbaucolonie der „Bosua Argentina" umfing. Hier wandert man zwischen den erst
vor wenigen Jahren aufgedeckten Resten einer großen römischen Niederlassung umher,
die offenbar nicht allmälig zu Grunde ging, sondern plötzlich verlassen wurde. Ganz arm-
selig erscheint dagegen das Örtchen Safa, benannt nach den Berg- und Hüttenmännern
des Mittelalters, den von den ragnsäischen Kaufleuten in Srebrenica so arg bedrückten
Sachsen. In dem tiefen Kessel hämmert jetzt ein kleines Pochwerk. Will man von hier
nach Kvarak, einer Schlucht, deren gewaltige Lehnen nach silber- und bleiführenden
Erzen durchwühlt werden, so geht es wieder über Sättel und Grate. Da ist die Crvena
Rijeka, der „rothe Bach", der den großen Ockerlagern sein schlammiges gelbrothes Wasser
verdankt. Seinen Uferböschungen entspringen die arsenhaltigen Quellen, deren Wasser
unter dem Namen „Gnber" als Heilmittel von der modern eingerichteten Füllstation
ans rasch seinen Weg in alle Welttheile fanden. In einem engen Waldthale rauscht die
Mala Kiselica gleichfalls an mächtigen Ockerlagern vorüber, dem Wiesenplane an der
Krizevica unterhalb Srebrenica zu, wo der Schlot einer Ockerfabrik qualmt. Und da ist
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch