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dem endlosen, mäandrisch dahinschleichenden Mntnica-Flüßchen oder an der blauen
Korana, so beginnen mit dem freien Ausblick wieder die Kuppen mit ihren Kulas und
Tschardaks.
Bei Prosiceni-Kamen steht auf dem kroatischen Ufer noch ein großes Rastell-
Gebände aus der Grenzerzeit; aber es ist ausgebrannt, und über eine Brücke der Korana
verkehren Likaner nnd Bosnier frei miteinander. Längs der Korana wächst der Kukuruz auf
Schanzen. Der sich daran schließende Maulwurfhaufen trägt das Fort von Trzac, und
weiterweg über Wiesen, Felder und Busch, immer längs der Korana, ist St nrlic, alles
Örtlichkeiten, deren Namen in dem Wiener Kriegsarchive blutigroth angestrichen sind. Und
dann, landeinwärts die Knla von Mutuik und die von Osredak man wird schon
in flüchtiger Rückerinnernng müde all des Kriegsgetümmels, von dem das Land
hier unaufhörlich berichtet. Während der letzten Unruhen war die Caziner Gegend
vornehmlich das Quartier der kleinen Usurpatoren, die sich oft zu Führern größerer
Aufstände, wie der gegen Omar Pascha, aufwarfen. In der Carsija von Cazin wimmelt
es von Namen, die manchmal mehr als eine locale Bedeutung haben. Man begreift es hier,
daß die nach der türkischen Invasion zuerst zwangsweise ausgehobenen Jünglinge aus der
Krajina später das „Rückgrat der Jenitscheri" werden konnten. Und wenn die Krajiöniei
die endlosen Geschichten erzählen von ihren Sendboten, die sie so oft zum Sultan schickten,
um diesem einen guten Rath zu ertheilen, und wie der Padischah zu seinen Veziren dann
immer sagte: „Mir scheint, es sind Bosuiaken im Hof! Laßt mir doch die Helden herein",
dann verstehen die gnten Caziner nnter diesen Helden immer nur sich allem.
Eine der schönsten und auch besterhaltenen Burgen der Krajina ist die von Ostrozae,
die zwei Wegstunden südlich von Cazin an dem zur Una abfallenden Terrainrand liegt.
Die glatt uud eben daliegende Dorfstraße leitet geradewegs in die Bmg hinein, uud da
findet man noch gute Betten, Casematten und Verließe. In den großen Höfen stehen
Moschee und Haremsgebäude des letzten Kapetans von Ostrozae, Mnrad Biserovie.
Seine Enkel und sonstigen Nachkommen, die das ganze Dorf bevölkern, beackern die
Burghöfe uud weiden Ziegen an den Hängen ihres Stammschlosses.
Cazin hütete früher den Zugang zu Peei, wohin von hier aus ein durch schöne Be-
stände von Edelkastanien steilansteigender Weg führte. Jetzt ist dieser an den Radotina-
Bach verlegt worden, dem die mitten im Walde liegende Radotin-Knla, die Rnine eines
echten Räuber-Schlosses, den Namen gegeben. Hat die Straße den breiten Höhenrücken
erreicht, so sieht sie diesen von der Burgruine der ziemlich volkreichen Ortschaft Peei
beherrscht, dem Schlupfwinkel des berüchtigtesten rebellischen Kapetans, Hassan Aga Pecki,
dessen Gestalt hente schon in das mythisch-Ungeheuerliche verzerrt ist, trotzdem noch
viele leben, die ihn gekannt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch