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aus Erde, Stein oder einem Gemenge dieser beiden. Jetzt unter Winkeln von 20 bis 30 Grad
geböscht, waren sie einst zweifellos steiler und trugen auf dem Wallkranz Verstärkungen
aus Palissaden. Vor den Wällen lagen oft Gräben, vor den Eingängen schützende Vorwälle,
und hie und da ragen auch noch die hügelartigen Substrnctionen hölzerner Thürme empor.
Wo Felsabstürze den Rand der Höhe bildeten, ersparte man sich den Wallschutz.
Diese Wallbauten sind recht charakteristisch für Bosnien und die Hereegovina. Sie
kennzeichnen die prähistorische Cultur dieses Gebietes, schärfer denn alle anderen Funde, als
die eines Berghirtenlandes. In anderen, flacheren Gegenden hat man bekanntlich zur selben
Zeit Hüttendächer auf ebenem Boden gebaut oder eine Zeitlang und in geeigneten Land-
strichen anch wohl Pfahlroste als Unterlagen solcher Dörfer aufgestellt. Daß man unter
gewissen Bedingungen auch in Bosnien der letzeren Wohnsitte huldigte, lehrt der Pfahlbau
von Ripae bei Bihae im nordwestlichen Winkel des Landes. Aber dieser ist eine rein locale
uud relativ späte und kurzlebige Erscheinung, er stammt aus der Bronze- und ersten Eisen-
zeit, über die er nicht hinausreicht. Die umwallten Anhöhen sind dagegen auch in sehr vor-
geschrittener Zeit noch mit Vorliebe bewohnt worden. Viele von ihnen tragen Spuren aus
römischer Zeit oder erhielten in dieser, wie der Debelo brdo, sogar eine neue Ummauerung.
Die ersten Metalle, welche an Stelle des Steines verwendet wurden, waren auch
hier das Kupfer und die Bronze. Eine reine Kupferzeit können wir für unser Gebiet ans
den vereinzelten, wenn auch nicht seltenen Funden kupferner Hämmer, Doppelbeile und
Äxte nicht ableiten. Doch zeigen diese Gegenstände die aus Serbien, Kroatien, Ungarn
und Dalmatien bekannten typischen Formen der ältesten Metallzeit. Wir sind also
berechtigt, dem reinen Kupfer eine gewisse Priorität vor der als Bronze bekannten Zinn-
kupfermischung zuzugestehen.
Die Bronzezeit hat im ganzen südlichen Europa, ja, wie es scheint, bis zur oberen
Donau hinauf, beträchtlich kürzer gewährt, als im mittleren und nördlichen Theile des
Continentes. So ist sie denn auch in Bosnien weit schwächer vertreten, als die vorhergehende
jüngere Steinzeit und die darauf folgende erste Eisenzeit. Die Ursache davon ist leicht
einzusehen. Man verharrte, wie uns Butmir zeigt, lange Zeit in der tief eingewurzelten
Cultur der jüngeren Steinzeit, und als dann der steigende Verkehr mit dem nahen Süden
Kenntniß und Gebrauch der Metalle verbreitete, ging man verhältnißmäßig rasch,
ungefähr am Beginne des letzten Jahrtausends vor Christi Geburt zum Eisen über,
während im mittleren und nördlichen Europa die Bronzecultur Raum und Zeit fand, sich
tiefer einzuleben und später dem Vordringen des Eisens erfolgreichen Widerstand zu leisten.
Auch das nahe Ungarn bildet in dieser Beziehung Bosnien gegenüber einen Theil des
nördlichen Europa, und seine vorgeschrittene Bronzezeit ist, wie übereinstimmende Formen
lehren, gleichzeitig mit dem ersten Eisenalter Bosniens. Doch ist Bosnien-Hereegovina
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch