Page - 252 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Volume 22
Image of the Page - 252 -
Text of the Page - 252 -
252
kaiserlichen Truppen jedoch blieben aus, Venedig verhielt sich sogar feindselig gegen die
Action, und der türkische Pascha Smail bemächtigte sich, indem er Alles aufbot, der
Festung in kurzer Zeit wieder. Die Bewegung im Innern des Landes wurde eudgiltig
niedergeschlagen. Die Nachhaltigkeit dieses Triumphes wurde dann durch den großen Sieg
der Türken bei Mezö-Keresztes (1596) noch besiegelt. Wenn die Türken auch im späteren
Kriege viel von ihrer Macht einbüßten, wurde dies einerseits durch die Occupatio« des
Unagebietes, anderseits durch die Erfolge des Siebenbürger Fürsten Voeskay, der an der
Spitze der protestantischen Reaction gegen die unisormirenden katholischen Bestrebungen des
kaiserlichen Hofes stand, wieder wettgemacht. Der Sitz des türkischen Paschaliks wurde
nunmehr iu Baujaluka aufgeschlagen, und die christlichen Besitzer, die, wie bemerkt, früher
als Lehensmänner noch in größerer Anzahl vorhanden waren, mußten flüchten. So hatte
die Bewegung ihr Ziel nicht nur verfehlt, sondern die Lage der Christen sogar noch ver-
schlimmert. Es wurden Anstalten getroffen zur Mohainmedanisirung der unterworfenen
kroatischen Grenzbevölkerung. Die Türken beschränkten die Privilegien der Franciscaner
und rächten sich an den Bauern durch große Kriegssteuern, welche dieselben zur Bestreitung
der Auslagen des Christenkrieges leisten mnßten. Auch wurden sie zur Verproviantirnng
der zahlreichen Besatzung verhalten, die damals über 20.000 Reguläre zählte. Die
Türken schadeten sich zwar dadurch selbst, da die Bauern flüchteten oder zu den
Uskoken gingen. Die Bergwerksarbeiten, die noch bis Ende des XVI. Jahrhunderts zwar
in geringerem Maßstabe, aber dennoch fortgeführt worden waren, hörten jetzt gänzlich auf,
und es trat eine Verarmung des Landes ein. Nur in den Städten, wo sich das mohamme-
danische Herrenelement zusammenfand, sehen wir neues türkisches Leben sich regen.
Indeß in den verborgenen Schluchten der Hereegovina, in den Boeche di Cattaro,
Albanien und Montenegro konnte dieser große Gähruugsproceß nicht mit einem Schlage
vernichtet werden. Noch bis zum zweiten Jahrzehnte des XVII. Jahrhunderts kamen serbische
Orthodoxe und albanesische Deputationen zum Kaiser; sie konnten und wollten es nicht
glauben, daß man sie verlassen habe. Und als sie sahen, daß vom Norden her für sie keine
Hilfe in Aussicht sei, wandten sie sich an Venedig, an den Papst und bedienten sich dabei
der zersprengten bosnischen Franciscaner. An ihremLose aber wurde dadurch nichts geändert,
da der 30jährige Krieg die Habsburgische Macht alsbald zwang, ihre Mission in Mittel-
europa zu erfüllen. Trotz alledem blieb aber doch als einziges politisches Ergebniß dieser
so mächtigen Erhebung ein Moment zurück, das den Funken nicht erlöschen ließ: der
Glaube an die Mission der Habsburger, an welchem auch die Orthodoxen, obwohl die
Dynastie katholisch war, in dieser Epoche festhielten.
Bald nach dem Frieden von Zsitvatorok (1606) zeigten sich in Bosnien und der
Hereegovina die Früchte der Erstarkung des mohammedanischen Regiments. Bis zu dieser
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Volume 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch