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Das Gesicht ist mittelhoch und eher breit als schmal, da die Backenknochen
gewöhnlich etwas hervortreten. Das Kinn ist gut entwickelt, der eher dünnlippige Mnnd
meist klein, die mittelgroßen Zähne dicht und vertical gestellt. Die gut hervortretende,
im Verhältnisse zur Gesichtsbreite schmale Nase hat am häufigsten einen geraden oder
leicht coneaven Rücken und flache Flügel. Die Augen sind etwas tiefliegend, groß, die
Augenhöhlen meist hoch und breit, die reichlich behaarten Angenbraueubögen stehen
etwas vor. Der Blick ist lebhaft, der Gesichtsausdruck ernst. Die Behaarung des
Gesichtes, sowie des Körpers überhaupt, ist bei den Männern eine reichliche. Ergraue»
der Kopfhaare, beziehungsweise der Ausfall derselben tritt erst spät ein.
Der Kopf sitzt auf ein ein mittellangen Halse mit kräftigem Nacken. Brnst und
Schultern sind im Verhältnisse zur Statur etwas schmal, die Arme und Beine etwas
überlang, mit breiten Händen und Füßen. Die Haltung ist meist leicht vorgebeugt, der
Gang, wie bei den meisten Gebirgsbewohnern, knieweit, der Schritt gleichmäßig und
ansgiebig. Der Bosnier hat eine kräftige, kernige Musculatur und zeigt nur weuig
Steigung zum Fettansatz?. Nur unter den Städtern trifft man hie und da einzelne
dickleibige Leute. Spiele , bei welchen Körperkraft und Geschicklichkeit (in Sprung und
Wurf) den Ausschlag geben, sind daher bei den Bosniern sehr beliebt.
Wie bereits erwähnt, sind die bosnischen Weiber viel kleiner als die Männer, doch
gleichen sie sonst in anthropologischer Beziehung den letzteren ganz und gar. Die Geschlechts-
reife tritt bei der Bosnierin bereits im 13. bis 14. Lebensjahre ein, doch bleibt die
Entwicklung der Brüste meist zurück; sie ist in jungen Jahren hübsch, manchmal geradezu
schön, doch gewöhnlich bereits mit 30 Jahren verwelkt und alt.
Die Bevölkerung Bosniens und der Hereegovina bildet wohl seit langem, sowohl
in ethnischer als geschichtlicher Beziehung ein einheitliches Volk, doch ist dieselbe seit
Jahrhunderten bereits konfessionell in Gruppen geschieden. Vor der ottomanischen
Invasion waren neben den Bekennern der römisch-katholischen und der orientalisch-
orthodoxen Kirche sehr viele Anhänger des sogenannten Patarenerthums oder
Bogumilenthums im Lande, welches zwar seit dem Ende des XIV. Jahrhunderts
zu Gunsten des Katholicismus stark im Rückgange war, immerhin aber noch um die
Mitte des XV. Jahrhunderts nicht nur im heimischen Adel, sondern auch im Volke sehr
viele Adhäreuten hatte. Die Verfolgungen, denen diese auch in Italien, Frankreich,
Teutschland, ja sogar in Böhmen verbreitete Sekte seitens der katholischen Kirche
ausgesetzt war, brachte es bei den bekannten Beziehungen, in welchen die Sektirer unter
einander standen, mit sich, daß viele derselben in Bosnien, wo das Patarenerthnm durch
nahezu drei Jahrhunderte die vorherrschende Consession bildete, ihre Zuflucht suchten
und fanden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch