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Eine andere Art des Liebeszaubers besteht darin, daß das Mädchen den Burschen,
welchen sie sich zum Mann wünscht, dnrch den Haken eines Vorhängeschlosses anblickt, dieses
absperrt und an einem Kreuzwege verbirgt; oder es lauert ihm, wenn er des Weges daher
geht, auf, indem es zu beideu Seiten des Weges Schloß und Schlüssel legt, und wenn er
vorüber ist, das Schloß versperrt und Schlüssel und Schloß in einen Fluß wirft, damit
es niemals geöffnet werden kann.
Am St. Georgsfeste werden auch Liebesorakel befragt. Will das Mädchen erfahren,
in welcher Richtung es heiraten werde, so übersetzt es am Vorabend eine Nessel auf einen
anderenPlatz und schließt Morgens aus derNeiguug, die sie genommen, auf dieRichtuug des
Hochzeitszuges. Ist die Nessel geknickt, so steht dem Mädchen der Tod als Bräutigam bevor.
Auch wird an dieThürklinke amVorabend eineSchnnr gebunden und trittMorgens als Erster
ein Bursche ein und zerreißt die Schnur, so wird das Mädchen im selben Jahre heiraten.
Die Richtung, in welcher ein Mädchen ausheiraten soll, wird auch durch folgendes Orakel
ergründet. Früh Morgens nimmt es eine Schüssel mit etwas Pulver auf den Kopf und dieses
wird entzündet. Die Richtung des Pulverdampfes zeigt die Richtung des künftigen Heims an.
Um eines Mannes Sinnen und Trachten an sich zn fesseln, wird das Mädchen, ohne
daß er es weiß, eine Fledermaus dreimal um ihn tragen, oder es verschafft sich ein Stück
Stoff von seinen Kleidern, bindet hinein etwas Erde von einer Stelle, die er mit dem
rechten Fuß berührt hat, und trägt es im Busen. Auch Haaramulette sind gebräuchlich.
Oder man nimmt etwas Erde vom elterlichen Grabe und wirft sie dem Geliebten am
Vorabend St. Georgi aufs Dach.
Eine besondere Art der Liebeszauber bilden jene Formeln, womit sich verliebte
Mädchen das Erscheinen des Geliebten im Traume zu erwirken suchen.
Wenn ein Mädchen die Kette für den Webestuhl spannt, mißt sie absichtlich deren
Länge nicht ab, um dann das fertige Stück Gewebe zum Zauber zu verwenden. Am Abend,
wo sie die Erscheinung des Geliebten'wünscht, zerkant sie während des Abendmahls drei
Bissen Brot, welche sie dann heimlich aus dem Munde in die Tasche schafft. Wenn sie zu
Bett geht, benützt sie das fertig gewebte Stück Stoff als Kopfpolster und nimmt Messer,
Gabel und Löffel, jene drei Bissen und etwas Salz an sich und spricht:
„Gott sende mir meinen Erwählten, (Lo2s poslji mvga su^enika,
Damit wir Brot und Sälz theilen Da aajsäno jsckemo Ich'eba i soli,
Und die Hochzeitskleider zuschneiden. i krojiirw vjentano ochelo.
Ist er im Walde — hier eine Hacke Messer), Ii preko xore — evo mu sMire,
Ist er aus der Wiese — hier eine Gabel, Ii preka pol^a — evo mu vile
Ist er über dem Wasser — hier ein Ruder." -I«' Ii prekn vocke — evo mu vssla.)
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch