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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Volume 22
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Page - 408 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Volume 22

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408 Augen betrachtet. Martie ist mit anderen Worten zugleich ein selbstbewußter Künstler, der auch auf die gebildete Gesellschaft im Sinne und Interesse seiner Leidensgefährten einzu- wirken versteht. Das beweisen die treffenden Schilderungen von Land und Leuten und ihren blutigen Fehden; dafür zeugt auch seine hervorragende Gestaltungsgabe, die ihm gestattet, so viele Persönlichkeiten und Ereignisse zur harmonischen Einheit zu verschmelzen. Mit besonderer Sorgfalt sind die Charaktere der Protagonisten entworfen; das Haupt- merkmal seiner Muse aber ist Gerechtigkeit, denn während er die Tugenden der unglücklichen Naja preist, anerkennt und feiert er, wie es die Objectivität der Epik erheischt, auch die ungestüme Tapferkeit ihrer Bedrücker. Gibt er doch wiederholt der Hoffnung Raum, daß sich die durch religiösen Fanatismus entzweiten Brüder unter dem mildernden Einflüsse einer höheren Civilisation wieder aussöhnen werden, um ihre bisher nutzlos verschwendete Kraft gemeinsamen Culturaufgaben zu widmen. Von dieser Höhe der Gesinnung überblickt und verfolgt der greise Dichter auch heute noch die Reibungen unter seinen Brüdern, und wenn seine Werke erst so bekannt sein werden, wie sie es in ethischer und künstlerischer Hinsicht verdienen, dann wird man auch allgemein der Ansicht jenes dalmatinischen Kritikers beistimmen, der Fra Grgo Martie den größten südslavischen Epiker des XIX. Jahrhunderts genannt hat. Neben den genannten drei Koryphäen bethätigten sich Fra Martin Nedie und der Hereegovce Bakula als Dichter, Fra Antun Knezevic, Mijo Batinic n. A. als Historiker. In dem Augenblicke, wo die österreichisch-ungarische Monarchie ihre schützenden Fittiche über Bosnien und die Hereegovina ausbreitete, um die öffentliche Sicherheit, Ordnung und Ruhe herzustellen, den materiellen Wohlstand, das geistige Niveau und die Gesittung zu heben, hatte das heroische Zeitalter und seine Epik einen natürlichen Abschluß gefunden. Die wohlthätigen Folgen dieses Wandels ,n den äußeren Geschicken zeigen sich auf allen Gebieten des kulturellen Strebens der so begabten Bevölkerung, nicht am mindesten in der Kunst und Literatur. Freilich sind die Ziele dieser Literatur wesentlich andere geworden. Galt es früher die Zaghaften zu ermuthigeu, die Helden zur Ausdauer anzuspornen und den Märtyrertod zu verherrlichen, so ist die heutige Generation auf den Wettkampf in den Künsten des Friedens beschränkt. Die religiösen Gegensätze zu mildern, die Toleranz in immer weitere Kreise zu verbreiten, die entzweiten Brüder unter dem Banner der Cultur und unter dem Begriffe der Nationalität zusammenzufassen, ist nicht blos die Aufgabe der Verwaltung, sondern auch das Ideal der neuesten heimischen Literatur. Und das ist ein Gewinn, der alle anderen Errungenschaften, so wichtig sie sein mögen, in den Schatten stellt. Diesen erfreulichen Umschwung feiert der begabte Epiker Osman Beg Stasic
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Volume 22
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Bosnien und Herzegowina
Volume
22
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
15.34 x 22.94 cm
Pages
536
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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