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fünfachsiger und kuppelgedeckter Vorhalle, welche von Ghazi Husref-beg im Jahre 152ö
(937 nach dem Hidzret) erbaut wurde. Der Grundriß lehnt sich an gute Constautinopler
Beispiele an. Die prachtvolle Wirkung des Jnnenranmes wird gehoben dnrch reiche (vor
einigen Jahren ausgeführte) Polychromirnng, dnrch den schönen Mimber aus Marmor
und Sandstein, durch den Mihrab aus rothem Marmor, die acht Marmorsäulen des
Chorpodiums (vikke) u. s. w.
Im Moscheehofe mit seiner alten schattigen Linde befinden sich die beiden kuppel-
gedeckten achteckigen Mausoleen des Erbauers und seines Lieblingsdieners und späteren
Intendanten Mnrat-beg, ferner in der Hauptachse der Moscheebrunnen, welcher in seiner
derzeitigen Gestalt vor einigen Jahren erbant wurde. Der ursprüngliche Brunnen hatte ein
kreisrundes Bassin von 4 Metern Durchmesser mit 16 Ausläufen, welches kuppelförmig mit
einem Eisengitter und vergoldetem Aufsatze verschlossen war. Es fehlen natürlich nicht die
üblichen Steinwürfel vor den Ausläufen zur beqnemeu Vornahme der rituellen Waschungen
und die steinernen Ruhebänke zwischen den Holzsäulen des Brunnenhäuschens.
Die in nächster Nähe der Moschee befindliche S a h a t kula hat quadratischen Grund-
riß mit abgeschrägten Kanten, Fensterkranz, Pyramidendach und Alemabschlnß; ein einfach
gegliedertesHauptgesimse, ebensolche Zwischengesimse, kleine kreisrunde Schallösfnuugeu und
Mauerschlitze bilden imÜbrigen den einzigen Schmuck dieses aus Tussteiu hergestellten charak-
teristischen Bauwerkes, welches in ähnlicher Form keiner größeren Stadt des Landes fehlt.
Im Grundrisse der Begovamoschee ähnlich, jedoch nur aus kuppelgedecktem Mittel-
raume und zwei Seiteuräumeu mit ebenen Decken bestehend, dagegen mit siebenachsiger Vor-
halle ausgestattet, ist die Kaisermoschee (Lareva ZSamM) in Sarajevo, welche gleichfalls
Ghazi Hnsref-beg erbaut und dem Kaiser Snleiman II. geschenkt haben soll.
Im Grundrisse von den obbeschriebenen Moscheen wesentlich abweichend, ist die vom
Vali Ferdhad-beg Sokolovic, angeblich aus dem Lösegelde für den gefangenen öster-
reichischen Heerführer Grafen Auersperg circa 1576 erbaute Ferhad-beg-Moschee
in Banjaluka. An die Centralknppel schließen hier an drei Seiten Halbkuppelu und an
der vierten Seite eine dreiachsige, kuppelgedeckte Vorhalle an, wodurch, obgleich die vierte
Halbknppel und die kleinen Eckkuppeln fehlen, diese Moschee eine große Ähnlichkeit mit der
Snlejmanie-Moschee in Constantinopel erhält. Überdies ist an der Eingangs- und den
beiden anstoßenden Seiten eine Säulenhalle, welche nach der Occupatio« volle Seiten-
wäude erhielt, angeordnet, wodurch dieses Bauwerk der Sinan-Pascha-Moschee in
Bnlak bei Cairo ähnlich wird, wenngleich in Banjaluka die Halle nicht mit Kuppeln,
sondern mit Pultdach gedeckt wurde. Die Absicht der ersteren Ausführungsart ist mehr als
wahrscheinlich, da die Halle sich constrnctiv leicht richtig in Kuppelfelder theilen läßt.
Auch sprechen die schönen Würfelcapitäle der Säulen, das Stalactitengesimse der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch