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Mithräum von Sarmizegethusa ein Beispiel, wie erfolgreich hier die Forschung sein müßte.
Übrigens war auch dieses schon zerstört, es kamen nur noch die Außenmauern der viereckigen
Apsis zum Vorschein, allein die Zahl der aufgefundenen Statuen und Inschriften überstieg
250. Viele Inschriften drücken die Dankbarkeit aus für die Fürsorge, welche die Statthalter
den Städten Anwandten. Andere erwähnen den Bau oder die Wiederherstellung von öffent-
lichen Gebäuden. Nach einer Inschrift von Porolissum ließ Kaiser Antoninns Pins 157 das
Amphitheater wieder aufbauen. Gegenwärtig finden im Gebiete von Apulum Ausgrabungen
statt nnd es sind bereits mehrere Wohnhäuser und Bäder aufgedeckt. Sie scheinen übrigens
vorstädtische Bauten gewesen zu sein. Das bemerkenswertheste Gebäude, das wir kennen,
ist das Amphitheater von Sarmizegethusa. Die Fundamente seines Zuschauerraumes sind
noch ziemlich gut erhalten. Die in öffentlichen Sammlungen und bei Privaten aufbewahrten
Bruchstücke, wie marmorne Capitale und Gesimse, geben einen Begriff von dem entwickelten
Zustande der dortigen römischen Baukunst. Zwei Mosaikfußböden, die 1823 in den
Ruinen von Sarmizegethusa gefunden wurden, später aber zu Grunde gingen, waren
Zeugnisse des Luxus, der im Innern der Gebäude herrschte. Die eine Darstellung zeigte
das Urtheil des Paris, die andere Priamus vor Achilles.
Die Metall-, Glas- und Thongegenstände gleichen im Allgemeinen denen von
anderen Provinzen. Desto bemerkenswerther sind die Steindenkmäler. Ihr Material ist
Marmor, auffällig genug, nachdem einem an der Donau und am Rhein der Kalkstein
geläufig geworden. Die zu Ehren von Kaisern und Statthaltern errichteten Denksäulen,
Altäre, Götterfiguren und -Reliefs, Grabsteine u. s. w., sind zwar von anderswoher wohl-
bekannte Typen, allein sie haben eine locale Besonderheit und sind vor allem tüchtiger
ausgearbeitet, als ähnliche Denkmäler im benachbarten Pannonien.
Am interessantesten sind die gottesdienstlichen Alterthümer, insofern die eigenthüm-
lichen nationalen Verhältnisse Daeiens auf religiösem Gebiete noch deutlicher als in der
Sprache zum Ausdruck gelangten. Die meisten Denkmäler beziehen sich anf Mithras. Die
aus dem Mithräum von Sarmizegethusa sind sämmtlich von Marmor. Unter den unbe-
schädigten Stücken fällt die Gruppe der Stiertödtung auf, und als Ruudfiguren sind auch
Cautus uud Cautopates, sowie Mithras pstrvFemtus erhalten. Auch unter den zahlreichen
verstümmelten Reliefs finden sich interessante, besonders jene, wo die Hauptscene mit
Nebenscenen umgeben ist. Im Devaer Mnsenm, wo sich die Gegenstände aus dem Mithränm
von Sarmizegethusa befinden, sieht man auch die Mithrastasel von Thorstadt (Hosßutelke),
die am sorgfältigsten ausgeführte Arbeit dieser Art, die auf ungarischem Gebiete vorge-
kommen) dagegen sind ebenda die beiden Tafeln mit Isis und Serapis von gar barbarischem
Charakter. Der Cultus der übrigen Gottheiten des Orients ist meist nur durch Inschriften
bezeugt. In Apulum wurde Glycon, in Napoca Jupiter Taviauus verehrt; beide gelangten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch