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XV. Jahrhundert, wurde aber nie vollendet. Der noch erhaltene Theil der Befestigung
dient als Magazin; die Kirche steht verlassen und in Trümmern.
Diese Art, die Kirchen zu befestigen, wurde auch im benachbarten Szeklerlande
heimisch, wenn auch nicht so allgemein, wie bei den Sachsen; auch dort entstanden recht
zahlreich größere und kleinere, einfachere und vollständigere Kirchencastelle, die man
„sächsische Kirchen", das Volk auch „Krähenburgen", nennt. So hatte die unitarische
Kirche zu Homoröd-Szen t -Mär ton im Udvarhelyer Comitat gewaltige Befestigungen,
die jetzt in Trümmern liegen. In der Csik sind die Kirchencastelle von Csik-Rakos und
Nagy-Boldogasszonyfalva (Karczsalva) bemerkenswerth. In Häromßek steht das
Kirchencastell von J l lyesa lva außerhalb des Ortes, auf einem nicht hohen, aber recht
steilen Hügel; es hat eine doppelte Umfassungsmauer; die äußere Mauer paßt sich der
Gestalt des Hügels an und ist unregelmäßig sechseckig, mit einem Basteithurm an jeder
Ecke. Die innere Seite der Umfassungsmauer ist auch hier von den Vorrathskammern der
Ortsbevölkerung bedeckt. In demselben Comitat steht das Kirchencastell von Sepsi-
Szent-György, gleichfalls außerhalb der Stadt, auf einem Hügel mit schluchtigen
Abhängen; die verfallenden Befestigungen bestehen aus einer runden Doppelmauer, mit
einem Bastei- und einem Thorthurm an der inneren höheren Mauer; die Außenmauer
ist zum Theil abgetragen. Die Kirche zu Kezdi-Szent-Lttek und ihre achteckige, mit
Thorthurm und an den vier Ecken mit runden Basteithürmen versehene Befestigung soll nach
der Überlieferung von Katharina Apor 1401 erbaut sein. Auffallend ist die Eigenthümlich-
keit, daß die nördliche und südliche Mauer in spitzem Winkel gebrochen einwärts springen.
Erwähnen wir außerdem die Kirchencastelle von Bölön, Gelencze, Ärkos und Nagy-Ajta,
sämmtlich im Häromßeker Comitat. In das zu Nagy-Ajta wurde kürzlich von der
unitarischen Religionsgemeinde eine hübsche, aber nicht dahinpassende Kuppelkirche
hineingebaut. Die einfachste Form des Kirchencastells sieht man zu Uzon in Häromßek;
die Kirche ist mit einer ganz nahestehenden rundlichen Mauer umzogen. Dasselbe ist in
Uj -Torda der Fall, dessen einst gothische Kirche durchaus umgestaltet erscheint.
Der politische und wirthschaftliche Aufschwung der sächsischen Nation im Laufe des
XIV. Jahrhunderts brachte die Städte zur Blüthe. Kronstadt, Hermannstadt und
Klausenburg erscheinen als die Brennpunkte des Handels und Gewerbes. Neben
ihnen gelangen noch Straßburg (Nagy-Enyed), Mühlbach (Szäß-Sebes), Broos
(Szäßväros), Schäßburg (Segesvär), Mediasch (Medgyes) und der Hauptort der dritten,
nordwärts gelegenen sächsischen Ansiedlung, Bistritz (Beßtercze) zu größerer Wichtigkeit.
Diesseits des Königssteiges, in Ungarn, gibt es keine Gegend, wo die Städte so dicht
bei einander gelegen und so reich gewesen wären. Diese von den Sachsen gegründeten und
bewohnten Städte legten den Grund zu dem fast sprichwörtlich gewordenen Reichthum,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch