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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Volume 23
Page - 106 -
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Page - 106 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Volume 23

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106 wir Siebenbürgen und das Theißgelände, der neuen Politik Frater Georgs folgend, unter Habsbnrgischer Oberhoheit sich mit dem westungarischen Gebiete vereinigen. Allein nur für kurze Zeit. Die kurze Dauer dieser Einheit ist aus dem Gesichtspunkte einer Politik zu beurtheilen, die bei der Unsicherheit aller Verhältnisse, unter all den Zweifeln und Hoff- nungen auch nur eine sehr veränderliche sein konnte. Ihre Hauptbediugung war, daß die Macht der Habsburger die Türken vom ungarischen Boden vertreibe. Sobald der König von Ungarn sich hiefür zu schwach und die Verhältnisse sich ungünstig erwiesen, wurde das Bestreben, die beiden durch jenen tief eingetriebenen Keil völlig getrennten Theile mittelst weniger schwacher Berührungspunkte wieder fest zusammenzuschließen, eine gezwungene, den neuen Verhältnissen widersprechende, ja naturwidrige Sache. Siebenbürgen war nämlich nicht mehr, was es im ungarischen Mittelalter gewesen. Es war nicht mehr die mächtige Eckbastion einer wohlerhaltenen Festung. In dieser Beziehung hatte die türkische Eroberung seine Lage völlig verändert. Wie ein Strom, der seine Dämme zerreißt und über das niedrige Überflutungs- gebiet hinwegbraust, so hatte die türkische Eroberung das große ungarische Alsöld zwischen Donau und Theiß und längs der Ufer dieser Flüsse überschwemmt. Aus diesem Über- flutungsgebiet erhob sich Siebenbürgen bereits als Insel, denn seine einzige Verbindung mit dem westnngarischen Gebiet war jener schmale, halbkreisförmige Streifen, der aus dem nördlichen Oberlande am Fuße der Karpathen, dem Besitzthume des Königs von Ungarn, bestand. Diese topographische Caricatur war keine einheitliche, abgerundete Festung mehr, sondern blos ein krummer Uferrand an dem Meere der mohammedanischen Machtentfaltung. Davon konnte Siebenbürgen mit seinem ansehnlichen Gebiet nicht mehr die Eckbastion sein. Es wurde sein eigener Zweck, ein Staatskörper, der auch von dem oberungarischen Gebiet so viel an sich zu ziehen strebt, als das Interesse seiner Existenz erfordert. Die alte Idee Frater Georgs verwirklicht sich in kleinerem Maßstabe und engerem Rahmen, doch in gesunder Weise: Siebenbürgen tritt als Staat auf, als „Land Siebenbürgen", das nun einen politischen internationalen Begriff bildet, ein mittlerweile zum Glück völlig ausgebildeter Organismus, mit seinem System der drei politischen Nationen, und über- nimmt von dem ungarischen Königreich, dessen Trümmer nunmehr im westeuropäischen Jnteressenkreis aufgehen und anch in ihrer Selbständigkeit erschüttert waren, die drückende Erbschaft der Rolle, die ungarische Staatsidee aufrecht zu erhalten und der Pflicht, die ungarische nationale Cultur weiterzupflegeu. Auf diese Weise wuchs sich die hochwichtige, aber an Bedeutung untergeordnete Aufgabe, die Siebenbürgen während des ungarischen Mittelalters zugefallen war, an Inhalt und Umfang so ideal aus und gewann einen so absoluten Werth, daß von ihrer Erfüllung Sein oder Nichtsein des ungarischen Staates, der ungarischen Nation abhing.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Volume 23
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (7)
Volume
23
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1902
Language
German
License
PD
Size
15.13 x 23.25 cm
Pages
622
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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