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Stadt berichten fast ein volles Jahrhundert lang nur von Armuth und Elend. Gegen Ende
des Jahrhunderts zeigt sich dann wieder das Morgenroth besserer Tage. Das Gubernium
wird 1790 von Hermannstadt wieder nach Klausenburg verlegt, wo durch die glänzende
Hofhaltung des Gouverneurs Baron Georg Bänffy auch die siebeubürgische Aristokratie,
wenigstens für den Winter, wieder einen Mittelpunkt findet. Der Winteraufenthalt der
Magnaten, die Beamten des Gnberniums und das Militär geben dem Verkehr in der
Stadt einen namhaften Anstoß. Verschiedene Gewerbszweige erstarken, und einzelne
Bürger erwerben wieder Vermögen. Der nationale Geist erwacht von neuem. Guberuial-
beamte von literarischem Talent schwärmen für die Errichtung einer Akademie zur Pflege
der Sprache und Literatur, der Wissenschaft überhaupt; sogar der Klauseuburger Landtag
des Jahres 1791 unterbreitet Seiner Majestät einen Gesetzentwurf über eine „Ungarische
Gesellschaft für Cultur der Sprache" (^la^ar l^xelvinüvelö lärsass^). Der Gouverneur
Georg Bänffy gründet 1792 unter dem Titel „Gesellschaft für Haudschristen" (Lk?iiÄsoIc
larsÄsäAa) eine Art Gesellschaft für Geschichtswissenschaft, die jedoch aus Mangel an
Fonds nach der Herausgabe von zwei Bänden historischer Quellen einging. Auch die erste
ungarische Schauspielgesellschaft kommt zustande, unter der geistigen Führerschaft und
mit der freigebigen Unterstützung Baron Nikolaus Wesseleuyis des Älteren, und schon die
erste Schauspielergeneration, die im Jahre 1792 das Klansenburger Theater schuf, weist
Künstler auf, deren Rnf durch das ganze Land geht.
Im XVIII. Jahrhundert erfolgte eine Umgestaltung der Klansenburger Gesellschaft,
uud auch das sociale Leben nahm einen lebhaften Aufschwung. Neben der früheren
bürgerlichen Gesellschaft von exclnsivem Charakter tritt der hohe Adel die Führerschaft an.
Zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts hat schon jede vornehme Familie Siebenbürgens
in Klausenburg Grundbesitz, wo in älterer Zeit ein Adeliger gar kein Haus kaufen durfte.
Die Maguatenfamilien bauen Palais und verlegen ihren Wohnsitz wenigstens für den
Winter dahin. Nun erst wird Klausenburg eine wirkliche Hauptstadt, die sie zur Zeit der
Fürsten nicht werden konnte, weil der politische Mittelpunkt, die fürstliche Residenz, sich
in Karlsburg befand und der hohe Adel nach dem Hose gravitirte.
Nach der Übersiedlung des Guberuiums finden in Klausenburg auch die sieben-
bürgischen Landtage statt, der erste im Jahre 1791. Dem politischen und socialen Auf-
schwung dieses Jahres folgte freilich alsbald eine gewisse Versumpfung, die auch der Ent-
wicklung der Stadt Eintrag that. Nach 1811 senkten sich, wie Sigmnnd Kemeny in einer
seiner Studien schreibt, schwere Zeiten auf Siebenbürgen herab. „Nach uud nach hatte
sich die Maschinerie der altehrwürdigen Institutionen abgenützt und wollte nicht mehr
gehen. Die Räder stockten. Der Saal der Gesetzgebung wurde geschlossen. Die Amts-
stuben wurden zum Staat."
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch