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Auch die Wurzelfäden dieser Neugründung reichen bis in die Zeit vor 1848 zurück.
Schon der Klansenburger Landtag von 1841 bis 1843 hatte ein Gesetz über die Gründung
eines siebeubürgischeu Museums gebracht, und die damals thätigen Patrioten Sieben-
bürgens widmeten für den Museumsfouds freiwillige Beiträge. Seither hatten die
politischen Verhältnisse die Errichtung des Museums auf Landeskosten unmöglich gemacht,
also trachtete Graf Emerich Mikö das Unternehmen mit Hilfe der Gesellschaft durch-
zuführen. Als Räumlichkeit für das Museum stellte er seinen großen Park in der Kohlen-
gasse (jetzt Mikogasse) und die darin befindliche Villa zur Verfügung und that überdies
Alles, um einen Museumsverein und -Fonds zu schaffen. Der Museumsverein hielt am
23. November 1859 seine erste, constitnirende Generalversammlung ab, die ein förmliches
Nationalfest der „siebeubürgischeu Theile" wurde.
Im Jahre 1861, nach dem Sturze des absoluten Regierungssystems, wurde das
siebeubürgische Guberuium unter dem Präsidium des Grafen Franz Kemeny wieder
hergestellt, und damit war Klausenburg wieder die Hauptstadt Siebenbürgens. Vier Jahre
später, 1865, trat daselbst der siebenbürgische Landtag noch einmal zusammen, um die am
30. Mai 1848 ausgesprochene Union zu bestätigen und über die Modalitäten ihrer Durch-
führung zu berathen. Dieser letzte siebenbürgische Landtag hatte seine Aufgabe bald gelöst
und seitdem nehmen die siebenbürgischen Abgeordneten ihre Plätze auf dem gemeinsamen
Pester Reichstage ein. Nach der Ernennung des verantwortlichen ungarischen Ministeriums,
1867, löste sich das provisorische siebenbürgische Gnberninm auf und Graf Emanuel Pechy
ging als königlicher Commissär nach Klausenburg, um die Vereinigung Siebenbürgens mit
Ungarn durchzuführen. Dieses königliche Commissariat löste sich nach Erfüllung seiner
Aufgabe, 1872, auf, und mit ihm verschwand auch die letzte Spur der einstigen Selbst-
ständigkeit Siebenbürgens.
Klausenburg zieht die Aufmerksamkeit der verfassungsmäßigen ungarischen Regierung
alsbald in vollem Maße auf sich. Die Eisenbahnlinie Großwardein—Klausenburg—Kron-
stadt wird ausgebaut und somit Klausenburg nebst den siebenbürgischen Theilen in
das große Verkehrsnetz des Staates einbezogen. Es wird Sitz des Obercommandos des
Honveddistricts und mehrerer den siebenbürgischen Theilen zukommenden Hauptämter
(Fiuauzdirectiou, Ceutral-Katasteramt, Eisenbahn-Verkehrsleitung, Post- und Telegraphen-
direction n. s. w.). In neuester Zeit, bei der Vertheiluug der königlichen Tafeln, hat die
Stadt auch eine solche bekommen. Im Interesse des Volksunterrichts errichtet der Staat
eine Lehrer- und eine Lehrerinnen-Bildungsanstalt. Und in Kolozsmonostor gründet er
eine landwirthschastliche Lehranstalt, in der jetzt unter der Leitung von 16 Professoren,
unter Benützung einer über 700 Joch großen Mnsterwirthschast, jährlich 60 bis 70 Zöglinge
ausgebildet werden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch