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Natnrschönheiten dieses Landestheiles eingehend und in möglichst weitem Kreise bekannt
zu machen. Er hat bisher unzugängliche Scenerien und Naturmerkwürdigkeiten durch
Wege und Wegmarkirungen erschlossen und mehrere Schutzhäuser errichtet. Auch das
siebeubürgische ethno- und topographische Museum, zu dem das Material bereits emsig
gesammelt wird und das im Geburtshanse des Königs Matthias untergebracht werden
soll, wird durch diesen Verein organisirt.
Das gesellschastliche Leben Klauseuburgs, das 50.000 Einwohner besitzt, ist nicht
minder lebhast und mannigfaltig. Hier concentrirt sich das gesellige Leben des alten
siebenbürgischeu Hochadels. Als verbindendes Element dient ihm das „Klausenbnrger
Cafino", desgleichen der in nenererZeit entstandenesiebenbürgischeParforcejagd-Vereiu, der
zur Herbstzeit im nahen Alsö-Zsuk interessante Pferderennen zu veranstalten Pflegt. Indeß,
in unseren Tagen bildet der Mittelstand (die geistige Aristokratie, die Mitglieder der alten
Adelsfamilien, eine große Zahl von Beamten, die studireude Jugend) einen noch wichtigeren
Faetor im gesellschaftlichen Leben Klansenbnrgs. Auch die Bürgerschaft führt ein angeregtes
geselliges Leben. Nach der Hauptstadt gibt es keine andere Stadt im Lande, die so viele
Vereine und Verbindungen erhält, ein so bewegtes geistiges und geselliges Leben führt.
Von Herbst bis zum Sommer zieht sich eine bunte Reihe von Vorlesungen, Concerten,
Wohlthätigkeits-Bazaren, Bällen, Tanzabenden; im Sommer folgen die Ausflüge; und
auch das Theater hat sein ständiges, warm empfindendes Publikum und die Lesevereine
finden vielen Zuspruch. Der Club des Mittelstandes ist das „Nationalcasino". Besondere
Lesevereine haben auch die Kaufleute und Gewerbetreibenden.
Auch äußerlich hat die Stadt in den letzten Jahren eine große Umwandlung
erfahren. Eine Wasserleitung ist angelegt, der Hauptplatz und die Straßen sind geregelt,
der Emke- und Karolinenplatz parkirt („Emke" bedeutet kö?müveI«Zäesi
kAz^ülst, d. h. Siebenbürger ungarischer Culturverein) n. s. w. Der Handel ist von
mehr localem Charakter, aber der Verkehr doch ansehnlich, da Klausenburg den Markt
für eine mehrere Comitate umfassende Umgebung bildet. Außer zahlreichen größeren und
kleineren Geldinstituten haben die Österreichisch-ungarische Bank, die größeren Ver-
sicherungsgesellschaften und die bedeutendsten Banken der Hauptstadt hier Filialen. Von
den Handwerken gedeihen nur diejenigen, an deren Erzeugnissen der Bedarf größer ist als
die Fabrication der Großindustrie. Die stärksten Zweige bilden die Csizmenmacher, Schneider
und Töpfer, die ihre alten Zunftgebräuche noch immer aufrecht erhalten. Die Csizmenmacher
haben ein stockhohes Haus und eine große Warenhalle. Ihre Versammlungen berufen sie noch
jetzt in der Urväterweise, durch Herumtragung der Zunfttafel, ein. Die Fabriksindustrie hat
noch wenig Belang. Die ansehnlichsten industriellen Anlagen sind bis jetzt die Reparatur-
werkstätten der Staatsbahnen nnd die Tabakfabrik. Daneben gibt es einige ältere
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch