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Die Bergflanken sind mit dichtem Laubwald, die Lehnen mit üppigem Nasen bedeckt. Auch
das Material des Felsens ändert sich hier. Bis hieher sah man feine, blättrige, kaum
etwas schillernde, grünliche oder weißliche Schiefer, weiterhin aber sind Glimmerschiefer,
Gneis und Granit die herrschenden Gesteine. Doch nicht lange, da verengt sich das Thal
und die schmale, in den Felsen gehauene Straße folgt überall dem Ufer des Kalten
Szamos. Jede Wendung des Thales überrascht das Auge durch neue Schönheiten. Hier
droht ein kahler Bergabhang mit einer sturzbereiten Lawine von Gestein und Geröll; dort,
bei einer Wendung des Szamos, erhebt sich schroff und steil, von der Bergwand getrennt,
die Zinne des Bethlenfelsens. Stellenweise finden sich ein paar Hänschen zu einer Gruppe
zusammen, wozu etwa ein kleines Holzkirchlein Anlaß gibt. Ziemlich tief in den Alpen
öffnet sich links das Thal des Reketöbaches nach dem Thale des Kalten Szamos. Weiter
oben, bei der Einmündung des Nyägrabaches, erblickt man den Böldyfelsen, und die
Stauwerke, durch die von Zeit zu Zeit das Wasser des Kalten Szamos aufgestaut wird,
damit es Kraft genug sammle, die hineingeworfenen Holzscheite weiterznschwemmen. Ober-
halb dieser Stauwerke führt westlich eine in die Südseite des Lämmerberges (Dealu
Mjelor) geschnittene Straße auf die flache Höhe des 1230 Meter hohen Maguraberges, wo
die hölzernen Häuschen des Dorfes Magnra weit auseinander gestreut liegen. Dann
führt der Weg durch hügelige Gegend, zwischen blühenden Wiesen zur Villeucolonie
Bethleu, die in einer Höhe von 1339 Meter dnrch den gewesenen Ackerbauminister
Grafen Andreas Bethlen ins Leben gerufen wurde. Die Villen gruppiren sich um die hoch-
gelegene staatliche Försterei, ringsum ist das ganze Terrain parkirt und der Fichtenwald
weithin von Promenadewegen durchzogen. Auch eine Kaltbadeanstalt ist vorhanden, die
kostbarsten Schätze sind aber die frischen Quellen und die staubfreie balsamische Alpenluft.
Am Forsthanse vorbei zieht der Weg nach dem Reketöthal. Die Wiesen bleiben
zurück und in kühlem Fichtenschatten steigt man zum Forsthause von Ober-Dobrus hinab,
das 4 Kilometer weit in einer Höhe von 1158 Meter liegt. Fern im Südwesten ragt aus
grüner Waldung, 1670 Meter hoch, der „Gipfel der Gipfel", der Verfu Verfului hervor
und bietet als höchster Punkt der Gegend einen Überblick der ganzen Gyaluer Alpenwelt.
Ersteigt man aber von der Villencolonie Bethlen aus die Wasserscheide zwischen dem
Reketöbach und dem Warmen Szamos, so gelangt man in nördlicher Richtung alsbald
auf das Alpenplateau Funtinella, das südöstlich vom Reketöbach, nordwestlich vom
Belesbach begrenzt ist. Über diese Hochebene führt die Hauptverkehrslinie der Möczen
(rumänischen Alpenbewohner), die Marisel-Albaker Straße. Der Punkt ist denkwürdig
wegen des Gefechtes mit den rumänischen Insurgenten, 6. Juli 1849, worin Paul
Vasväri, einer der Führer der Märzjugend von 1848, den Heldentod fand. Seine Ruhe-
stätte wurde vor einigen Jahren von Klansenburger Touristen mit einem Kreuz bezeichnet.
Ungarn VI. 12
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch