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ärmlichen, zerstreuten Hütten besteht. In der Nachbarschaft von Hesdat liegen nördlich
Kis-Fenes und das von Magyaren bewohnte Torda-Szent-Läszlö. Letzteres ist ein
recht hübsches und gut bevölkertes Dorf, das Sitten, Tracht, Bauweise und Haus-
einrichtung mit Kalotaßeg gemein hat. Auch hier weben die Frauen die berühmte gekrauste
Leinwand und sticken das schöne Varrottas in der Kalotaßeger Weise. Über die dörflichen
Häuser erhebt sich eine hübsche Villa der Grafen Mikes.
In den Gemarkungen dieser Dörfer, sowie der südlicher, im oberen Theile des
Hesdätthales gelegenen Gemeinden besteht der Untergrund aus Nummulit-Kalkstein, der
massenhafte Versteinerungen enthält. Unter diesen kommt besonders eine Art Nnmmulit,
die das Volk „St. Ladislaus' Geld" nennt, in solchen Massen vor, daß sie auf einer
Strecke von 10 Kilometern sogar zur Schotterung der Straße benutzt wird. An diese
Nummuliten knüpft sich auch eine Volssage. Ladislaus der Heilige, so lautet sie, war hier
an der Spitze seiner Schaar in der Verfolgung der Kumauen begriffen, die mit Beute reich
beladen, aus dem geplünderten Lande abzogen. Er war ihnen so hart ans den Fersen, daß sie,
um die Verfolger aufzuhalten, das geraubte Gold hinter sich streuten. Die List gelang, indem
die Magyaren von den Räubern abließen, um das verstreute Gold aufzulesen. Da flehte der
heilige König zum Himmel und Gott verwandelte die umherliegenden Goldstücke in Steine.
So war der Schatz werthlos und die Magyaren wandten sich wieder gegen die Kumauen,
die sie bis auf den letzten Mann niedersäbelten.
Die Bewohner der Dörfer im Hesdätthale sind jetzt fast durchaus Rumänen, ob-
gleich vor Ende des XVll. Jahrhunderts auch Magyaren in stattlicher Zahl hier ansässig
waren, was schon die damals bestandenen unitarischen Kirchen beweisen. Eine dieser
Gemeinden heißt noch Magyar-Peterd, aber mehr um sich von Közep- und Felsö-
Peterd zu unterscheiden. Hier hat der Hesdätbach die 300 Meter hohe Felsemnasse des
Köves-berez (Steinberg) durchbrochen und die berühmte Felsschlucht der Thoreuburger
Spal te ('l'orckai Iiasaäek) gebildet, in der er von Stein zu Stein hüpfend, von Cascaden
und Caseatellen belebt und die ganze Breite der Schlucht einnehmend, seinen Lauf verfolgt.
Bei dem einen Thore der Spalte, gegen Peterd hin, befinden sich zwei schwer zugängliche
Höhlen. Die Eingänge beider sind mit Mauern verbaut, in denen man Schießscharten
bemerkt. Sie dienten einst den Thorenbnrgern als Zufluchtsort. Das Volk nennt sie
Balika's Burg (lZalika vära), da der Sage nach der Kurutzenhauptmaun Balika diese
Höhlen als befestigte Hinterhalte benutzte, um die in der Umgebung marodireuden Labanzen
zu überfallen. Sowohl Balika's Burg als auch die anderen Höhlen der Spalte, die dem
Menschen der Steinzeit als Heim gedient haben, sind jetzt von wilden Tauben, Eulen und
zahllosen Fledermäusen bewohnt. Die steil aufstrebenden Steinwände und einzelnen
Felsnadeln der Thorenbnrger Spalte sind in der That großartig. Überraschend schön sind
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch