Page - 218 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Volume 23
Image of the Page - 218 -
Text of the Page - 218 -
218
die beiden 764 Meter hohen Patkös-kö (Hufeisenstein), von deren Spitze man noch die
östlichen und südlichen Grenzalpen wahrnimmt. Der Patkös-kö erscheint selbst im Wappen
der Stadt Thorenburg und des Comitats Torda-Aranyos. Auch an die Thorenbnrger
Spalte knüpft die Sage den Namen König Ladislans' des Heiligen. Eines Tages, meldet
sie, sei der König, nur von wenigen Rittern begleitet, in der Schlacht von seinem Heere
abgekommen und in das dichte Gewühl der Kumanen gerathen. Diese stürzten sich auf die
kleine Schaar, um den König gefangen zu nehmen. Ladislans wandte sich zur Flucht,
indem er zugleich Gott anflehte, und dieser erhörte sein Flehen; zwischen ihm und seinen
Verfolgern spaltete sich der Berg und die Kumanen stürzten zerschmettert in die Tiefe.
Gewisse hufeisenförmige Vertiefungen auf dem Gipfel des Patkös-kö sollen von den Hufe»
der Pferde herrühren, die den König und seine Begleiter trugen.
Nördlich der Thorenbnrger Spalte öffnet sich ein Seitenthal, in dem das Dorf
Mikes (1200 Einwohner) liegt, mit Resten eines römischen Gebäudes in seiner Gemarkung.
Die Straße nach Thorenburg zieht sich den sachteren Abhängen des Köves-bercz entlang,
am St . Ladislausbruunen vorbei, und erreicht Koppänd, im Thal des Tur, wo
reiche Quellen sprudeln. Das Wasser der Koppander Quellen haben die Römer mittelst
unterirdischer Röhren nach Potaissa geleitet. Noch jetzt sprudelt der Quell in dem von
den Römern ausgehauenen Felsentrog auf, und in der Umgebung sieht man weithin Spuren
römischer Steinbrucharbeiten. Südwestlich von Koppänd, neben der Thorenbnrger Spalte,
sind bei dem Dorfe Szind in dem schön geschichteten Conglomerat auch Spuren des
Meißels zu entdecken. In den Gemarkungen von Szind und Koppänd kommt massenhafter
Gyps vor. Auch in Koppänd findet man anf Schritt und Tritt Gegenstände aus der
Römerzeit. Die griechisch-katholische Kirche ist mit Backsteinen gepflastert, welche die
Stempel der I ^ i o Ouinta ZVlaeeÄcinica (fünften makedonischen Legion) aufweisen.
Bei Koppänd b/ginnt die der Thorenbnrger Spalte ähnliche, aber lange nicht so
großartige Türer-Spal te (luri kasudek). Durch diese« engen Felsspalt hat sich der
Räkosbach seinen Weg gebahnt, dessen kleine Cascaden und Wasserlöcher die Begehung
der Spalte nicht wenig erschweren. Der Räkosbach entspringt in der Nähe des Felekberges
bei Klausenburg. Sein breites Thal liegt zwischen Bergen, die von Äckern und Eichen-
wäldern bedeckt sind. Im Thalgrunde, bei dem oberen Thore des Türi-kö (Türer Stein)
liegt das Dorf To rda-Tür (1250 Einwohner). Zu diesem gehört auch die Häusergruppe
Härmas, die in der Mitte des Thales, an der Stelle eines zugrunde gegangenen Dorfes
liegt. Im Jahre 1658 brach nämlich der Tatarenchan in das Land ein, um Fürst Georg
Räköczy II. zu bekriegen, und zerstörte sämmtliche Dörfer dieses Thales, wobei die
Bevölkerung größtentheils ausgerottet wurde. Damals erlosch hier das magyarische
Element. Eine geologische Merkwürdigkeit des Räkosbachthales bilden die runden Steine,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch