Page - 266 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Volume 23
Image of the Page - 266 -
Text of the Page - 266 -
266
und zwar den der Grenzwächter. Nach einer anderen Aufstellung wären die Szekler
ursprünglich Petschenegen, oder irgend ein Bruchstück der draußen im Etelköz verbliebenen
Magyaren, das zur Zeit der Petschenegen- und Knmanen-Einsälle durch den Gyimes-
nnd Ojtozpaß hereinkam, in der Umgebung der Hargita seßhaft wurde und dort unbekannt
dahinlebte, bis im XII. Jahrhundert, als die Colonisirnng Siebenbürgens begann, die
ungarischen Könige auf dieses Völkchen stießen und es in ihren Machtbereich einbezogen.
Die dritte und neneste Theorie hält die Szikler für Abkömmlinge jener Kabaren (eines
kozarifch-bulgarisch-hnnnischen Mischvolkes), die sich noch in Lebedien den Magyaren
anschlössen und dem Heere Ärpäds als Vortrab dienten.
Doch so dunkel anch der Ursprung der Szekler sei und so unsicher der Zeitpunkt
ihrer Niederlassung auf dem heutigen Szeklerboden, thatsächlich stehen sie, seitdem ihrer
in den Urkunden Erwähnung geschieht, immer als ein militärisch organisirtes Volk von
Grenzwächtern da.
Die Szekler waren sämmtlich frei und gleich. Die Ungleichheit des Vermögens
bildete bei ihueu den einzigen Unterschied. Die Bemittelten hatten ihren militärischen
Dienst zu Pferde, die Ärmeren zu Fuße zu leisten. So schied sich denn der ganze Volks-
stamm in zwei Classen: die berittenen Krieger, volksthümlich Lösö, d. i. Pferdeköpfe
(primipili) und die gemeinen Szekler oder Darabonten tpixilZarii). Im XIV. und
XV. Jahrhundert treten auch schon einzelne Hauptmänner (primäres) auf, die als
Wohlhabende und Vornehmere mehr Rechte und Befugnisse erwarben nnd dann eine
besondere höhere Classe der Szekler bildeten; daher begegnen wir schon seit dem XV. Jahr-
hundert in den Urkunden drei Classen von Szeklern: den Hauptmännern (primores),
Löfös (primipili) und gemeinen Szeklern oder Darabonten lpixickarii).
Da die Szikler als Nation adelig waren, gab es unter ihnen ursprünglich keine
Hörigen. Mit der Zeit, als die Classe der Hauptmänner sich befestigt hatte, entstand auch
ein Hörigenstand aus Szeklern, die durch Verlust ihrer Freiheit bestraft wurden, oder
verarmt sich in den Dienst eines Hauptmannes begaben, oder auch von eigenmächtigen
Hauptmännern zum Frohuverhältniß gezwungen wurden. Indeß sahen die Löfös und
gemeinen Szekler diese Zunahme des Hörigenstandes immer ungern. Wiederholt
verkündeten sie auf ihren Nationalversammlungen den Beschluß, daß die Hauptmänner
Alle freigeben sollten, nicht nur die sie mit Gewalt in Hörigkeit gebracht, sondern auch die
sich freiwillig in solche begeben hatten.
Das Gebiet des SMerbodens war in sieben Stühle getheilt: den Maroser , Csiker,
Sepser, Kezder, Orbaer , Aranyoser und, als Mutterstuhl, den Udvarhelyer
S tuhl . Die Verwaltung war in diesen Stühlen nach Geschlechtern und Zweigen gegliedert.
Es gab insgesammt sechs Geschlechter: Halom, Örlöcz, Jenö, Medgyes, Adorjan
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch