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Äußerlich tritt der Szekler im Allgemeinen schlicht auf, obwohl man ihm, namentlich
im Aranyoser und Häromszeker Stuhl, auf den ersten Blick das männliche Selbstbewußt-
sein ansieht. In der Csik und überhaupt iu den gebirgigeren Gegenden ist das Haar blond,
der Wuchs hoch; sonst ist der Szekler mehr brünett und mittelgroß. Sein Knochensystem
ist gesund und gut entwickelt. Magerkeit ist allgemein, Fettleibigkeit selten. Dies gilt auch
von den arbeitgestählten Frauen, die am Nyiköslnß im Udvarhelyer Stuhl am schönsten sind.
Auch die innere, geistige nnd sittliche Welt des Szeklers stimmt zu seinem Äußeren.
Er ist muthig, gescheidt uud von rascher Auffassung, ja selbst ein Pfiffikus, der eher
Andere darankriegt, als sich darankriegen läßt. Nicht ohne Grund heißt es: „Der Szekler
hat zwei Verstände." Er sagt selbst: „Mit dem einen Verstand dacht' ich, ich werde gehen,
mit dem anderen Verstand dacht' ich, ich werde nicht gehen." Zum Raisouuiren nnd
selbst Processiren ist er immer aufgelegt. Im Allgemeinen ist er manierlich, ordnungs-
liebend, nüchtern und religiös. Diese sittlichen Eigenschaften, dazu die gesunde Lebenskraft
und Fruchtbarkeit lassen die Szekler als einen der werthvollsten Bestandtheile der
magyarischen Nation erscheinen.
Die magyarischen Sprachinseln der siebenbürgischen Theile und das Magyarenthum
der Städte hätten sich nuter den Wechselfällen der Jahrhunderte gewiß nicht aufrechterhalten
können, wenn ihnen nicht die compaete Masse des Szeklerthums eine Stütze gewesen wäre
und die unausgesetzt andauernde Einwanderung vom Szeklerboden her nicht auch ihre der
Intelligenz, dem Gewerbe-, ja dem Bauernstande angehörigen Schichten gekräftigt hätte.
Für die Lebenskraft der Szekler spricht auch der gesunde Zustand ihrer Sprache.
Es ist an keinem Punkte des Szeklerbodens nachweisbar, daß die magyarische Sprach-
grenze sich ins Innere zurückgezogen hätte. Im Gegentheile ist es das Szekler-Element,
das allen in seiner Mitte oder an den Rändern seines Gebietes seßhaft gewordenen
fremden Minoritäten gegenüber, ja an einzelnen Punkten sogar außerhalb seines eigenen
Landes, z. B. in Kronstadt, mehr oder weniger erobernd auftrat.
Wohnung und Bauweise. — Die Kirche steht meist in der Mitte des Dorfes nnd
ist gewöhnlich mit einem Steinwall umgeben, der an den Ecken basteiartige Thürmchen hat
und das Gotteshaus oft zur richtigen Festung macht. Die Häuserzeilen sind der Hauptstraße
entlang gebaut, deren äußere Enden gewöhnlich mit einem Thore geschlossen werden, schon
um das Herumstreifen des Viehes zu verhindern. Gibt es auch Quergassen, so öffnen sich
diese nach den verschiedenen Flnrpareellen. In der Regel hat das Hans ein Vorgärtchen,
das, etliche Klafter breit, mit Blumen bepflanzt und von der Gasse durch einen Lattenzaun
geschieden ist.
In den Hof des Szeklers führt in der Regel ein „szeklerisches Thor", volksthüm-
lich Falambbüssös (Taubenschlag) genannt. Es ist das schmuckste und eigenartigste Gebilde
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch